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Kommentar: Dynamo Dresden: Ein billiges Opfer

Das Urteil der Pokalsperre gegen Dynamo Dresden war vor allem ein Zeichen an die Politik, von der die Fußballverbände DFL und DFB seit Wochen durch die Manege getrieben werden. Seht her, lautete die Botschaft, wir sind durchaus in der Lage, hart durchzugreifen!

Was für ein Zufall! Gerade mal 36 Stunden, bevor die 36 Vereine der Deutschen Fußball- Liga über ihr neues Sicherheitkonzept beraten, setzt der Deutsche Fußball-Bund schon mal ein klares Zeichen: Dynamo Dresden wird wegen wiederholter Ausschreitungen seiner Fans für die kommende Saison vom DFB-Pokal ausgeschlossen. Dieses Urteil war vor allem ein Zeichen an die Politik, von der die Fußballverbände DFL und DFB seit Wochen durch die Manege getrieben werden. Seht her, lautete die Botschaft, wir sind durchaus in der Lage, hart durchzugreifen!

Hart durchgreifen – das ist die einzige Lösung, die von der Politik bei diesem schwierigen Thema noch akzeptiert wird. Es ist jedenfalls beängstigend, wie die diversen deutschen Innenminister in den vergangenen Tagen verbal immer weiter aufgerüstet haben. Wenn man ihren Einlassungen glaubte, dürften sich nur Lebensmüde überhaupt noch in ein Fußballstadion trauen. Und auch wenn das subjektive Sicherheitsempfinden ein anderes ist: Mit der konzertierten Einschüchterungs- und Erpressungstaktik hat die Politik ihr Ziel erreicht. Der institutionalisierte Fußball befindet sich in der Defensive, hat jegliche Gestaltungshoheit eingebüßt und kann nur noch mit Härte reagieren – wie das Urteil im Fall Dresden zeigt.

Dynamo ist ein billiges Opfer, weil es sich bei den Dresdner Fans um offensichtlich uneinsichtige Wiederholungstäter handelt und sich das Mitleid deshalb in Grenzen hält. Dass ein ganzer Verein für das Fehlverhalten einiger Verirrter bestraft wird, mag dem allgemeinen Rechtsempfinden zuwiderlaufen; in diesem Fall wird es jedoch nur zu gerne akzeptiert.

Die Fans sind an dieser Entwicklung nicht schuldlos. Sie haben in den vergangenen Wochen mit ihrem Schweigegelübde ein ebenso beeindruckendes wie beklemmendes Statement abgegeben. Sie haben aber auch – wie die Anhänger von Hertha BSC beim Auswärtsspiel in Cottbus – die eigenen Interessen gleich wieder durch das massenhafte Abbrennen von Bengalofackeln konterkariert. Wer als Dialogpartner ernst genommen werden will, sollte sich auch entsprechend verhalten.

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