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Sport: Edle Minimalisten

Juventus versteht sich auf 1:0-Siege – so einer würde auch heute gegen Liverpool reichen

Wo immer Fabio Capello arbeitet, formt er Spitzenmannschaften. Beim AC Mailand gewann er viermal den nationalen Titel. Es verschlug ihn danach zu Real Madrid, wieder zu Milan und dann zum AS Rom. Doch trotz aller Erfolge eilt Capello der Ruf voraus, ein edler Fußball- Minimalist zu sein, der vielfach den bel calcio zu Gunsten der Ergebnispragmatik opfert. Seine Mannschaften spielen immer aus einer gesicherten Abwehr heraus. Daran wird sich auch heute nichts ändern, wenn der FC Liverpool im Stadio Delle Alpi gastiert. Nach dem 1:2 im Hinspiel reicht den Turinern schon ein 1:0, um ins Halbfinale der Champions League einzuziehen. In dieser Saison gewann Juventus alle drei Heimspiele in der Champions-League-Vorrunde mit eben diesem Ergebnis. Auch gegen Real Madrid stand es im Achtelfinale nach 90 Minuten 1:0, ehe Marcelo Zalayeta vier Minuten vor dem Ende der Verlängerung das 2:0 erzielte.

In Spanien wurde Capello ehrfürchtig „Don Fabio“ genannt. Er kehrt jene Tugenden nach außen, die die Spanier so schätzen. Das ist auch heute noch zu sehen. Capello leitet das Training wie ein kompromissloser Souverän. Seine Instruktionen werden ohne Diskussion befolgt. Kein Spieler wagt Widerspruch. Selbst Superstars wie Alessandro Del Piero parieren anstandslos. Und doch hätte der Juve-Kapitän allen Grund dazu, Paroli zu bieten. Über eine gesamte Saison wurde er zum Auswechselspieler degradiert. Del Piero murrte zwar jedesmal, wenn ihn Capello vorzeitig aus dem Spiel nahm, beugte sich aber letztlich dem Willen des Cheftrainers.

Capello steht vor der schwierigen Wahl zwischen dem torgefährlichen Mittelfeldspieler Del Piero und Stürmer David Trezeguet. Del Piero mag Capello nicht mehr auf die Bank setzen, weil der derzeit die beste Ergänzung zu Stürmer Zlatan Ibrahimovic ist. Der Schwede hat sich nach leichten Anfangsproblemen an den rauen Stil der Serie A gewöhnt. Doch auch er wird von Capello schon mal abgekanzelt. Beim 3:3 am Sonntag gegen Florenz behandelte der Trainer den Schweden wie einen Schuljungen, weil er sich zu sehr ins Mittelfeld zurückfallen ließ. Gegen Liverpool ist Ibrahimovic aber wieder gesetzt.

Der Verlierer des personellen Planspiels ist David Trezeguet. Wegen einer Verletzung, so die offizielle Version. Der Franzose, der an einer langwierigen Knöchelverletzung litt, bietet sich jetzt zwar wieder als Alternative an. Doch auch andere Gründe sprechen gegen seinen Einsatz. Seit drei Jahren führt Trezeguet eine Privatfehde mit der Klubführung. Lange Zeit stritt er sich um eine Aufstockung seiner Gage, zuletzt um seine angebliche Wehleidigkeit und darum, dass seine Verletzungen nur langsam verheilten. So etwas hat Don Fabio gar nicht gern.

Vincenzo Delle Donne[Turin]

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