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Sport: Effenberg will beim Fernduell Bayer gegen Bayern dabei sein

Bayer Leverkusen steht so nah wie nie in der Vereinsgeschichte vor dem Titelgewinn. Nie war der Triumph greifbarer, niemals der Druck höher.

Bayer Leverkusen steht so nah wie nie in der Vereinsgeschichte vor dem Titelgewinn. Nie war der Triumph greifbarer, niemals der Druck höher. Nur noch 90 Minuten trennen die Mannschaft von Trainer Christoph Daum im Optimalfall vom Gewinn der Schale. Bei einem Sieg im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt und einem Punktverlust des nach der Champions-League-Pleite angeschlagenen FC Bayern München bei Arminia Bielefeld darf in der unscheinbaren Chemiestadt am Rhein gefeiert werden.

Arminia Bielefeld verspricht den Bayern jedenfalls einen heißen Nachmittag im Stadion auf der Alm. "Es gibt keine Geschenke", sagt Trainer Hermann Gerland, der früher auch einmal im Stab der Bayern gearbeitet hat. Doch auch Frankfurts Trainer Felix Magath will sich vor dem Spiel in Leverkusen nicht in die Rolle des Punktelieferanten fügen: "Bayer hat den Druck, gewinnen zu müssen - und dazu die Bayern im Nacken. Darin liegt unsere Chance."

Zudem geben sich die Bayern weiter kämpferisch, als hätte das traurige Scheitern in der Champions League trotz des 2:1-Rückspielsieges gegen Real Madrid nicht stattgefunden. "Wir haben uns noch lange nicht aufgegeben", meint Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld. Und Torwart Oliver Kahn stachelte seine Teamkollegen an: "Wir müssten uns die größten Vorwürfe machen, wenn wir gegen die Arminia nicht alles versuchen." Doch die Bielefelder, die sich mit einem Sieg noch eine Minimalchance auf den Klassenverbleib ausrechnen, wollen Bayer vorzeitig zum Meister küren. Stürmer Bruno Labbadia hofft, dass "die Bayern mittlerweile vielleicht ein bisschen müde sind".

Christoph Daum war dagegen emsig bemüht, die Brisanz des Fernduells herunterzuspielen. "Ich rechne erst am letzten Spieltag mit einer Entscheidung", sagte der Trainer, der nach seinem Titel mit dem VfB Stuttgart 1993 vor seiner zweiten Meisterschaft steht. Damals war die Entscheidung erst in den Schlussminuten des letzten Spieltages gefallen, als Guido Buchwald kurz vor dem Abpfiff das Siegtor für den VfB schoss - in Leverkusen übrigens.

Sollten die beiden Bundesliga-Topteams ihre Spiele heute gewinnen, verlieren oder gemeinsam Remis spielen, fällt die Entscheidung um die Meisterschaft exakt eine Woche später am 20. Mai beim Saisonfinale in München. Während Bayer Leverkusen dann in der Vorstadt Unterhaching gastiert, empfängt der FC Bayern im heimischen Olympiastadion Werder Bremen.

Bei Leverkusen steht Emerson nach vierwöchiger Pause vor dem Comeback. Er soll die Frankfurter, die mit Leverkusen und Bayern München die beste Rückrundenelf stellen, unter Dauerdruck setzen. Sein zuletzt überragender Landsmann Ze Roberto wird allerdings ebenso fehlen wie Ramelow und Zivkovic (alle gelb-gesperrt).

Beim Konkurrenten Bayern München ist der Einsatz von Stefan Effenberg noch fraglich. "Stefan fliegt zwar mit, aber er hat sich im letzten Spiel total verausgabt", sagte Hitzfeld. Der ehrgeizige Mittelfeldstar selbst wollte von einer Pause auf der Bielefelder Alm aber nichts wissen. "Wir haben noch eine kleine Chance auf den Titelgewinn, da werde ich bestimmt nicht draußen sitzen und zuschauen", verkündete Effenberg.

Bei Dirk Heinen werden heute zwei Herzen in der Brust schlagen: In der BayArena kämpft sein Stammklub Bayer Leverkusen um die Deutsche Meisterschaft, für seinen neuen Verein Eintracht Frankfurt geht es um Sein oder Nichtsein - ein normales Bundesligaspiel ist die Begegnung für den 29 Jahre alten Torhüter nicht. Auch deshalb nicht, weil ihm im Fall des Titelgewinns seines früheren Arbeitgebers anteilig angeblich 66.000 Mark Prämie winken. "Er wäre ein schlechter Fußballer, wenn er für diesen Betrag ein oder zwei Dinger rein lässt", meint Bayern-Stürmer Hasan Salihamidzic. Heinen hatte von seinem zehnten Lebensjahr an für Bayer gespielt, ehe er in der Winterpause dieser Saison zur Eintracht ging. In Leverkusen war seine sportliche Perspektive bescheiden: Adam Matysek ist die klare Nummer eins. "Ich wollte einfach wieder spielen", sagt Heinen. Und seine Heimkehr nach Leverkusen? "Bayer hat eine derart gute Mannschaft, dass schon ein Punktgewinn wie ein Sieg für uns wäre."

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