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Ohne Fitness kein Fußball. Der frühere Bundesligaprofi sitzt im Kraftraum des brasilianischen Pokalsiegers Palmeiras Sao Paulo. Der 41-jährige Ze Roberto will seine Karriere mit 42 beenden.

© dpa

Ehemaliger Bundesliga-Star: Zé Roberto ohne Ende

Es gibt wenige Profifußballer, die mit 41 noch spielen. Doch Zé Roberto, Brasilianer mit den meisten Bundesligapartien, mischt zu Hause noch die Liga auf.

Es schüttet in Strömen, Zé Roberto hängt fest im Nachmittagsverkehr von São Paulo. Als er mit dem Wagen bei seinem Clubs Palmeiras vorfährt, eilt Zé sofort in den Kraftraum. Das Gespräch muss hier stattfinden, er muss die Zeit aufholen. Radfahren, dann Gewichte heben. Nicht viele sind mit 41 Jahren noch so fit. Und nur ganz wenige sind in diesem „hohen“ Alter noch Profifußballer.

Kein Brasilianer hat länger in der Bundesliga gekickt, zwischen 1998 und 2011 absolvierte er für Bayer Leverkusen, Bayern München und den Hamburger SV insgesamt 336 Spiele. Im Kraftraum angesprochen auf seinen damaligen Bayern-Trainer Felix Magath muss er erst mal lachen. „Felix war mein härtester Trainer. Ganz klar. Medizinbälle und zwei Stunden Bergläufe.“ Da geht es auf dem Trainingsplatz bei Palmeiras weitaus gemächlicher zu. Aber gerade läuft es nicht besonders gut, Trainer Marcelo Oliveira bangt um seinen Job. Bis Ende des Jahres, will Zé noch spielen. Dann wäre er Mitte 42 - so alt wie der legendäre Roger Milla, als dieser mit seinem Treffer für Kamerun gegen Russland 1994 zum ältesten Torschützen bei einer WM-Endrunde wurde.

Zé Robertos Erfolgsgeheimnis? „Viel Gemüse, Pasta und Fisch. Und ich versuche genug Schlaf zu bekommen, sieben, acht Stunden. Ich trinke keinen Alkohol, rauche nicht.“ Und er hatte das Glück, nie schwer verletzt gewesen zu sein. Die längste Auszeit waren mal zweieinhalb Monate beim HSV. Ob er sogar heute noch Bundesliga spielen könnte? „Ich glaube ja“, meint er. Die Bayern haben schließlich ein akutes Verteidigerproblem - und Zé Roberto wurde 2014 zu Brasiliens bestem Linksverteidiger gewählt. Eine überraschende Antwort hat er auf die Frage nach seinem schönsten Spiel. „Das war mit Leverkusen in Ulm.“ Gegen Ulm? Immerhin gab es auch das Champions-League-Finale in Glasgow, das Leverkusen unglücklich 1:2 gegen Real Madrid verlor.

Er würde gern dauerhaft in Deutschland leben

Leverkusen gewann Anfang 2000 mit 9:1 in Ulm. „Es war noch am Anfang meiner Zeit in Deutschland. Ich schoss zwei Tore und gab drei oder vier Vorlagen“, erinnert er sich. Die schönste Zeit sei ganz klar die bei Bayern gewesen. Im Dezember erlebte er nochmal einen Höhepunkt seiner Karriere. Im Elfmeterschießen siegte Palmeiras 4:3 gegen den einstigen Pelé-Club FC Santos und gewann den brasilianischen Pokal. Er verwandelte den ersten Elfmeter, der Jubel im Stadion war riesig und José Roberto da Silva Júnior alias Zé Roberto sagte tief bewegt: „Palmeiras ist nicht nur groß, Palmeiras ist gigantisch.“ Getreu seiner Lieblings-Rückennummer ist der Traditionsverein aus São Paulo übrigens schon der 11. Klub in seiner Karriere. Wenn er tatsächlich aufhören sollte Ende des Jahres, würde er gerne wieder dauerhaft in Deutschland wohnen, hier wurden auch seine drei Kinder geboren. Er hat den deutschen Pass. Und spricht die Sprache ziemlich gut.

„In Brasilien kann man nur in bewachten Komplexen wohnen und sich nicht so frei bewegen. Wir leben hier mit der Angst vor Überfällen, das ist in Deutschland anders“, führt er vor allem die Sicherheit als Grund an. Der Trainerjob reizt ihn nicht so sehr - eine Manageraufgabe schon eher. Er hat auch ein wenig Sehnsucht nach deutschem Essen, auch wenn seine Vorlieben nicht so ganz zu seinem asketischen Leben zu passen scheinen. Bratkartoffeln haben es ihm angetan. Und als er bei Porto Alegre (2012-14) im Süden gespielt hat, wo viele Deutschstämmige leben, hat er gern in deutschen Restaurants gespeist: „Da gab's dann schon mal Sauerkraut und Kassler.“

Ihn wurmt, dass er in seinen besten Jahren, 2001/2002 nicht so viel Eindruck bei Felipe Scolari hinterlassen konnte, dass er ihn mit zur WM nach Japan und Südkorea mitgenommen hätte. So wurde Brasilien ohne ihn Weltmeister; und schied 2006 - mit Zé Roberto - im Viertelfinale gegen Frankreich aus. Da war er 31 - viele Karrieren neigen sich da langsam dem Ende zu. Er muss jetzt los, raus auf den Platz, er kommt als Letzter. Klatscht die Kollegen ab - und jongliert erst einmal minutenlang mit dem Ball, wie es sich für einer Brasilianer gehört. Aber was die Selbstdiziplin angeht, wirkt er eher wie ein Deutscher. (dpa)

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