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Sport: Ehrgeiz und Spaß

Wie Showkämpfe alter Tennisstars die Fans begeistern

Sie sind noch ehrgeizig wie einst. Wenn frühere Tennisprofis zu Showkämpfen eingeladen werden, geht es zwar nicht mehr ganz so ernst zu wie in ihrer aktiven Zeit, doch der Siegeswille der meisten ist ebenso ungebrochen wie das Interesse der Zuschauer. Das zeigte sich gestern einmal mehr bei den Tennis-Classics in der Seeburger Havellandhalle bei Berlin.

Seit drei Jahren bilden zurückgetretene Tennisstars die Hauptattraktion des Rahmenprogramms der Berlin-Brandenburgischen Tennismeisterschaften – und der Ansturm ist mit rund 4000 Zuschauern enorm. „In den letzten drei Jahren ist der Zuspruch stetig gestiegen“, sagt Peter Dietrich, Geschäftsführer des Veranstalters Havellandhalle. „Das Interesse an Spielen der ehemaligen Tennisstars wird immer größer.“ In Seeburg wird das ausgenutzt, um die regionalen Meisterschaften attraktiver zu gestalten. Aber auch bei den größeren ATP-Turnieren gibt es immer häufiger Showspiele von ehemaligen Tennisgrößen. Mansour Bahrami, ehemaliger iranischer Davis-Cup-Spieler, ist beispielsweise auf ungefähr 40 Events im Jahr unterwegs. Der Publikumsliebling wird oft eingeladen, da er für originelle Einlagen bekannt ist. Für ihn steht der Spaß im Vordergrund. „Ich verliere neun von zehn Matches, aber wenn ich die Leute lachend von den Rängen gehen sehe, dann reicht mir das aus“, sagte Bahrami, der gestern in Seeburg einmal mehr das Publikum begeisterte.

Der Erfolg dieser Showkämpfe ist derart groß, dass die ATP 1997 eine offizielle Senioren-Tour eingerichtet hat. Dort geht es ziemlich ernst zur Sache. Allein die Teilnahmebedingungen sind sehr restriktiv: Die Spieler müssen in ihrer aktiven Zeit entweder die Nummer eins der Weltrangliste gewesen sein, im Finale eines Grand-Slam-Turniers gestanden oder als Einzelspieler für ihr Land den Davis-Cup gewonnen haben. Der Grund für diese harte Beschränkung ist einfach: Als Zugkräfte für das Publikum eignen sich nur Spieler mit hohem Bekanntheitsgrad. Deswegen findet man auf den Teilnehmerlisten fast nur bekannte Namen wie Michael Stich, Björn Borg, John McEnroe oder Mats Wilander.

Einige von ihnen sind noch richtig gut in Form wie der deutsche Davis-Cup-Gewinner Carl-Uwe Steeb und der Schwede Mikael Pernfors, French-Open-Finalist 1986, die sich in Seeburg am Sonntag einen packenden Kampf lieferten. Steeb gewann das Spiel knapp und gab hinterher zu, immer noch mit großem Ehrgeiz bei der Sache zu sein: „Klar will man noch gewinnen und zeigen, dass man der Bessere ist.“ Ein gewisser Anteil Show gehöre ebenso dazu wie das Spielen auf hohem Niveau.

Das gefällt auch den Zuschauern – nicht nur in der Havellandhalle. Eric Jelen, ehemaliger Doppelspezialist des deutschen Davis-Cup-Teams, hat dafür eine einfache Erklärung: „Die Leute werden durch solche Auftritte an die alten Zeiten erinnert. Momentan gibt es in Deutschland keinen, der die Massen so begeistert wie damals Becker, Stich und Steeb.“ In der Tat könnte der steigende Zuspruch für Veranstaltungen mit Altstars mit dem eher mäßigen Erfolg der aktuellen deutschen Tennisprofis zusammenhängen. Die Zuschauer sehnen sich nach deutschen Spielern, die in der Weltspitze mithalten können. Durch die Stars von früher erhalten sie zumindest einen Teil dieser Begeisterung zurück.

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