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Sport: Ehrlich abgestiegen

Nach dem 1:4 im Fed-Cup in China berät der Deutsche Tennis-Bund über Konsequenzen aus den Absagen

Berlin - Wie schnell sich auch im Tennis die Zeiten ändern. Anfang April glaubte Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner noch, dass ihr Team es unter die besten vier Mannschaften der Welt schaffen kann. Seit gestern steht fest: Das deutsche Fed-Cup-Team gehört nicht einmal zu den besten acht Mannschaften und muss im nächsten Jahr in der Weltgruppe II spielen.

Nach dem 1:4 im Relegationsspiel gegen die aufstrebende Tennisnation China ist die deutsche Mannschaft abgestiegen. „Wenn man ehrlich ist, gehören wir da auch hin“, sagt Sportdirektor Klaus Eberhard auf Nachfrage, „die Niederlage kommt nicht überraschend.“ Teamchefin Barbara Rittner hatte in Peking nur die zweite oder gar dritte Mannschaft aufbieten können. Anna-Lena Grönefeld, Julia Schruff und Martina Müller hatten zuvor abgesagt. „Ich fühle mich im Stich gelassen“, sagte Rittner. „Die Absagen von Schruff und Müller kann ich überhaupt nicht verstehen“, sagte Tennispräsident Georg von Waldenfels. Die beiden Spielerinnen schreckten offenbar vor der weiten Reise nach China zurück. Auch Grönefelds verletzungsbedingter Rückzug besitzt einen seltsamen Beigeschmack.

Die Teilnahme der aktuellen Nummer 16 der Weltrangliste war bereits im Vorfeld heftig diskutiert worden. Ihr Trainer Rafael Font de Mora und Barbara Rittner hatten sich nach der Niederlage gegen die USA gegenseitig heftig kritisiert. Nun hat Anna-Lena Grönefeld im letzten Moment abgesagt. „Sie ist verletzt“, sagt Klaus Eberhard, „das wurde uns zumindest mitgeteilt.“ Dem Verband liegt zwar ein Attest eines Arztes vor, doch bleibt der Verdacht, dass das gestörte Verhältnis zum Deutschen Tennis-Bund eine Rolle gespielt haben könnte. „Ihre Reiseroute hat mich irritiert“, sagt Klaus Eberhard, „die ist aus sportlichen Gesichtspunkten fragwürdig.“ Nach dem Ausscheiden in Wimbledon am Donnerstag flog Grönefeld zunächst in die USA und wäre dann einen Tag darauf weiter nach China gereist. „Also einmal um die ganze Welt“, wundert sich Eberhard. Dann kam es anders.

Klaus Eberhard möchte nun Konsequenzen ziehen. In den nächsten Tagen wird es ein Gespräch mit dem Präsidium geben. Gut möglich, dass Tatjana Malek, die beim 4:6, 6:3, 6:3 über Tian-Tian Sun den einzigen Punkt für Deutschland holte, Kristina Barrios und Kathrin Wörle auch künftig zum Fed-Cup-Team gehören werden. Klaus Eberhard kündigt bereits an: „So ein Theater wird es in Zukunft nicht mehr geben.“

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