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Sport: Ein Aufsteiger wird mutig

Die Eisbären Bremerhaven fordern die etablierten Basketballteams heraus – heute Alba Berlin im Pokal

Ein Raunen oder vielleicht ein Ausruf des Erstaunens wäre es geworden, wenn alles normal gelaufen wäre in dieser Saison. Aber ein Freudenschrei des Bremerhavener Publikums als Reaktion auf die Nachricht, dass Alba Berlin soeben mit 58:61 in Köln verloren hat, wirkt etwas absurd. Geschehen ist dies vor gut zwei Wochen, während des Heimspiels der Eisbären Bremerhaven gegen die Frankfurt Skyliners (94:78). Es war der 21. Spieltag. Eigentlich erfreuen sich die Fans eines Aufsteigers zu diesem fortgeschrittenen Stadium einer Saison an Überraschungen gegen die Spitzenklubs der Basketball-Bundesliga – und orientieren sich an den Ergebnissen der Abstiegskandidaten. In Bremerhaven ist das anders. Dieser Augenblick, als der Kölner Sieg gefeiert wurde, zeigt, wie der Anspruch gewachsen ist.

Der Klassenerhalt ist längst erreicht, und auch das neue Ziel Play-off-Teilnahme ist den Norddeutschen kaum noch zu nehmen. Daran dürfte auch die 75:82-Heimniederlage vom Sonnabend gegen Schlusslicht Braunschweig und der Rückschritt vom dritten auf den vierten Tabellenplatz nichts ändern. Am Mittwoch (19.30 Uhr, Bremer AWD-Dome) gibt es eine erstklassige Gelegenheit, sich wieder mit einem Spitzenklub zu messen: Im Achtelfinale des BBL-Pokals trifft Bremerhaven auf Alba Berlin.

Dass sie nicht chancenlos sind gegen Alba, haben die Bremerhavener am 10. Dezember erkannt. Mit 75:73 triumphierten die Eisbären sensationell in der Max-Schmeling-Halle – als bisher einziges Team in dieser Saison. All ihr Stolz auf den Coup fand in einem Wortungetüm seinen Ausdruck. „Seriensiegerbesieger“ prangte auf Papptafeln, die beim darauf folgenden Heimspiel an die Zuschauer verteilt wurden. „Auf T-Shirts hätte es noch besser gewirkt, aber dafür reichte die Zeit nicht“, sagt Eisbären-Manager Jan Rathjen. Das Pokalspiel steht unter dem Motto: „Der Seriensiegerbesieger läutet zur nächsten Runde.“

„Nach dem Aufstieg in die Bundesliga war die Euphorie erst einmal groß“, sagt der 30 Jahre alte Rathjen. „Zum Saisonbeginn war es relativ verhalten, aber jetzt ist es explodiert. Der Erfolg der Eisbären strahlt auf die Stadt aus.“ Bremerhaven wurde bis dahin vorwiegend mit einer hohen Arbeitslosenquote und Wahlerfolgen rechtsradikaler Parteien in Verbindung gebracht. Jetzt steht die Stadt auch für Spitzensport. „Das gibt den Menschen hier enorm viel Selbstvertrauen. Sie sind stolz, etwas Eigenes, etwas Positives zu haben“, sagt Rathjen.

Verantwortlich dafür ist vor allem Cheftrainer Sarunas Sakalauskas. Vor fünfeinhalb Jahren hat der 44 Jahre alte Litauer seine Arbeit in Bremerhaven begonnen, damals war der Klub Vorletzter der Zweiten Liga. Über die Tabellenplätze 13, 8, 6, 3, 2, 1 ging es in die Eliteklasse. „Wir haben keine besondere Stärke, sondern besitzen von allem ein bisschen“, sagt Sakalauskas. Er lobt auch Alba Berlin: „Die spielen schnellen Basketball und schießen sehr gut von außen.“ Gleichwohl ist ihm bewusst, was die Eisbären-Fans von ihm erwarten. Er soll die Erfolgsstory des aufmüpfigen Aufsteigers fortschreiben – auch gegen Alba.

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