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Sport: Ein Aufwärtssieg

Eisbären präsentieren sich konzentrierter als zuletzt und bezwingen Ingolstadt nach 3:2 Penaltyschießen

Berlin - Andy Roach war schon auf dem Weg in die Umkleidekabine. Dann aber überlegte es sich der Verteidiger der Eisbären anders. Roach lächelte, bremste ab und kurvte noch einmal auf die Stehplatztribüne an der Stirnseite im Sportforum Hohenschönhausen zu. Zwei Penaltys verwandelt – das machte eben zwei Runden vor den feiernden Fans der Eisbären. Denn Roach war am Sonntag im Spiel vor 5000 Zuschauern gegen den ERC Ingolstadt der Mann, der den Berlinern bei ihrem 3:2 (1:1, 1:1, 0:0/1:0)-Erfolg nach Penaltyschießen zwei Punkte gegen den Tabellenführer der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) bescherte.

Seit Roach im Jahr 2004 seine Heimat USA bei der Weltmeisterschaft in Prag mit einem verwandelten Penalty zur Bronzemedaille geschossen hat, gilt der Mann als Experte im Duell mit dem Torwart. Trotzdem, der Amerikaner wurde gestern zwar gesondert gefeiert, Lob hatten sich aber auch andere bei den Eisbären verdient: vor allem Torwart Ziffzer oder der unermüdlich arbeitende Angreifer Denis Pederson. In einem guten Spiel hatten die Berliner endlich einmal in dieser Saison einer DEL-Spitzenmannschaft erfolgreich Gegenwehr geboten, fand ihr Kapitän Steve Walker. „Das Spiel hatte ja schon fast Play-off-Charakter“, sagte der Kanadier. „Außerdem hat Youri wieder einmal unglaublich gut gehalten. Es geht aufwärts bei uns.“ Nun haben die Berliner in vier Partien in Folge gepunktet, was ihren Trainer auch erfreute. „Im Moment ist es wichtig, diese Punkte zu erkämpfen“, sagte Pierre Pagé.

Dabei hatte der Sonntag für die Eisbären mit einer unerfreulichen Entdeckung begonnen. Im Materiallager des Meisters fehlten 140 Schläger. In der Nacht hatten Diebe im Sportforum ihr Unwesen getrieben, die Spieler der Eisbären ließen sich davon aber nicht beeindrucken. Auch wenn es zunächst so für sie begann wie in den ersten beiden, verlorenen Saisonspielen gegen Ingolstadt: Nach 75 Sekunden hatte Jason Holland im Powerplay einen Schuss von Björn Barta ins Berliner Tor abgefälscht. Doch als die Eisbären dann in 5:3-Überzahl agierten, stocherte Denis Pederson den Puck nach einem Pass von Walker ins Tor von Jimmy Waite. Der Ausgleich war verdient, zumal die Berliner aggressiv spielten und das hohe Tempo des Gegners mitgehen konnten. Angesichts der attraktiven Darbietung seines Teams wurde wohl auch Detlef Kornett ein wenig euphorisch. Als der Europa-Chef des Eisbären-Eigners, der Anschutz-Gruppe, in der ersten Drittelpause zum bislang holprigen Saisonverlauf in der Berliner Filiale befragt wurde, sagte Kornett vor laufender Fernsehkamera ganz im Ernst: „Wir sind im Plan.“

Tatsächlich begann der Deutsche Meister sein Hauptrunden-Spiel Nummer 28 gestern als Tabellenzehnter und beendete es dann als Tabellenneunter – das hat bei den Eisbären vor der Saison wohl selbst Kornett kaum so geplant. Doch immerhin gab die gestrige Berliner Vorstellung Anlass zu Optimismus. Auch das 1:2 durch Matt Higgins anfangs des Mitteldrittels – ein 5:3-Überzahltor – verkrafteten sie. Nur zwei Minuten später stand es 2:2. Allerdings hatte der Ingolstädter Barta den Puck ins eigene Tor gelenkt, Pederson wurde als Torschütze angegeben.

Nach torlosem Schlussdrittel und trotz Berliner Überzahl ereignisloser Verlängerung wurde die Entscheidung ins Penaltyschießen verschoben. Dort verschossen vier Ingolstädter und vier Berliner, bevor Doug Ast für die Bayern traf und Andy Roach anlief: erst zum Ausgleich und im zweiten Durchgang dann zum Siegtreffer, denn der letzte Ingolstädter Schütze verschoss. Wie hat Roach vor der Saison zu seinen besonderen Talent im Duell mit dem Torwart gesagt: „Ich mache nichts Magisches. Jeder andere Spieler kann das auch.“ Zum Glück für die Eisbären stimmte das gestern nicht.

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