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Unbekanntes Wurfobjekt. Die Füchse (hier links Bartlomiej Jaszka gegen Tschechows Eduard Kokscharow) müssen sich in Europa erst noch einen Namen machen. Foto: Camera4

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Sport: Ein Ausrufepunkt

Die Füchse spielen bei der starken Premiere in der Champions League 31:31 bei Medwedi Tschechow

Berlin - Goldfarben glitzerten die Rückennummern auf den neuen Trikots von Silvio Heinevetter und Petr Stochl. Aus der Sicht der beiden Füchse-Torhüter war dies kein unwichtiges Detail bei ihrer Champions-League-Premiere gegen Medwedi Tschechow, denn das symbolisierte Vertrauen in das eigene Können und das des gesamten Berliner Teams bei seiner bisher größten Herausforderung auf der großen Bühne des Handballs.

Dass es kein Zweckoptimismus war, den die Mannschaft von Trainer Dagur Sigurdsson gegen den vielfachen Russischen Meister verbreitete, ist nach dem 31:31 (18:15) bewiesen. Aber auch nach dem Spielverlauf in der enttäuschend schwach besetzten Halle von Tschechow, dass bei noch größerem Vertrauen in das eigene Können sogar ein Sieg möglich war. Die Frage, ob die Füchse beim Favoriten nun einen Punkt gewonnen oder verloren haben, wird aber erst endgültig zum Ende der Gruppenphase beantwortet.

Für Füchse-Manager Bob Hanning, der von Berlin aus hinterher von „Stolz über den Punkt“ sprach, war das „Ergebnis im ersten Champions-League-Spiel der Füchse ein Traum“. Letztlich drückte sein Urteil aber auch jenen Zwiespalt aus, der haften geblieben ist: „Ja, es war mehr möglich. Wir hätte aber auch verlieren können.“ Keinen Vergleich wollte Hanning zu den beiden Spielen in der Bundesliga zuvor ziehen, in denen die Füchse klare Führungen nicht souverän behauptet hatten. „Diesmal war das anders, wir vergeben drei klare Chancen zu einem Zeitpunkt, an dem wir das Spiel endgültig entscheiden können“, sagte Hanning und: „Aber wir hatten diesmal dennoch keinen Blackout. Das ist der wesentliche Unterschied.“

Das Spiel der Füchse in der ersten Halbzeit war insbesondere von Angriffsstärke geprägt. Sven-Sören Christophersen warf acht seiner insgesamt neun Treffer, aber nicht nur von der halblinken Position drohte dem Team von Trainerlegende Wladimir Maximow viel Gefahr. So lange dieser Druck anhielt, konnten auch die diesmal offensichtlichen Abwehrschwächen überspielt werden. Die Antwort darauf hieß meist Christophersen. Da auch alle anderen Spieler viel Druck erzeugten, sah sich Tschechow, das das Viertelfinale als Champions-League-Minimalziel genannt hat, vor großen Problemen.

Kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit, als Bartlomiej Jaszka auf 20:15 erhöhte, und auch nach 36 Minuten, dem 23:18 durch Alexander Petersson, konnten die Füchse sogar bis auf fünf Tore davonziehen. Maximow nahm in der Not eine Auszeit – und anschließend begann sich das Spiel zu wenden.

Während Tschechow im Angriff wie wild kreuzte und auch mit Kempa-Tricks agierte, was einige Füchse-Spieler völlig überforderte, unterliefen den Berlinern auch im Angriff technische Fehler. Hinzu kamen schwache Würfe und insgesamt ging der konstruktive Spielaufbau mehr und mehr verloren. Warum Trainer Dagur Sigurdsson den routinierten spanischen Star Iker Romero nicht schon in dieser Phase einsetzte, den Mann für die besonderen Situationen, bleibt sein Geheimnis. Es war sicherlich ein Fehler, dass er Romero erst kurz vor Schluss brachte und ihn auch schnell wieder herausnahm. Plötzlich schienen die Füchse das Spiel sogar noch zu verlieren. Es spricht für ihre Qualität, dass ihnen das nicht passierte, und ihnen sogar noch der letzte Wurf für den doch noch möglichen Sieg blieb. Dass Sven-Sören Christophersen damit scheiterte, entsprach dem Verlauf der zweiten Halbzeit.

Nach der Partie hatten die Füchse nicht viel Zeit zu verhaltenem Jubel oder Enttäuschung. Noch in der Nacht flogen sie zurück nach Berlin, wo schon am Mittwoch um 20.15 Uhr in der Schmeling-Halle mit TuS N-Lübbecke laut Bob Hanning „eine vielleicht noch schwierigere Aufgabe“ wartet. Und dann folgt bereits am kommenden Sonntag am selben Ort um 17.30 Uhr das zweite Spiel in der Champions League gegen Kielce. Gegen die Polen ist ein Erfolg fast schon Pflicht auf dem Weg zum ersten, selbstgesteckten Ziel: dem Achtelfinale.

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