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Sport: Ein bekanntes Muster

Ob Doll oder Stevens: Wieder kassiert der HSV einen Gegentreffer in allerletzter Minute

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Joris Mathijsen schlug wütend mit der linken Hand ein Loch in die Luft, Boubacar Sanogo krümmte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht. Zwei Fußballprofis – eine gemeinsame Verzweiflung: Da hatte der Hamburger SV kurz vor Schluss die große Chance, aus dem 1:1 bei Hertha BSC noch ein 2:1 zu machen, doch Mathijsens Schuss aus fünf Metern, „der wird auch noch von unserem eigenen Mann abgeblockt“, wie HSV-Vorstandsmitglied Katja Kraus fassungslos registriert hatte. Sanogo stand, als wäre er in Herthas Abwehr beschäftigt und nicht beim HSV als Stürmer, torverhindernd in der Schussbahn, wuchtig bekam er den Ball in den Bauch.

Es gibt im Fußball diese Situationen, da kann ein Trainer nichts ausrichten, da greift keine der herkömmlichen Lehrmeinungen aus der Sporthochschule mehr – egal, ob der Übungsleiter Thomas Doll, Felix Magath oder eben Huub Stevens heißt. Stevens trägt seit Freitagabend die Last, den notleidenden HSV noch fit zu machen für die Bundesliga. Nach der 1:2-Niederlage in Berlin ist das Mitgefühl mit dem Tabellenletzten allgegenwärtig. Auch Falko Götz versuchte hinterher, Trost zu spenden. „Der HSV tut mir leid“, sagte Herthas Trainer. Stevens nahm die Worte ohne sichtbare Regung zur Kenntnis: kein Lächeln, keine Dankbarkeit im Blick – nur Leere.

Da saß der Niederländer nun also erstmals auf der Bank des Hamburger SV und erlebte genau das Elend, das letztlich seinem Vorgänger Thomas Doll drei Tage zuvor den Job gekostet hat. Wieder einmal hatte sich der Tabellenletzte in allerletzter Minute einen Treffer eingefangen. Stevens nahm die Last des späten Gegentores mannhaft hin. „Das ist Fußball. Und das ist doch auch das Schöne am Fußball. Nur sind wir leider die Leidtragenden“, bilanzierte er. Dreimal in den vergangenen vier Spielen hat der HSV in der Schlussminute sicher geglaubte Punkte fahrlässig liegen gelassen. Erst in Aachen (3:3), dann in Bielefeld (1:1) und jetzt in Berlin (1:2). Es fehlen damit fünf Punkte. Mit diesen fünf Punkten wäre der HSV Vierzehnter in der Tabelle.

Stevens kann für die Niederlage in Berlin nichts. Erst am Freitagabend war er, aus Kerkrade von seinem vorherigen Arbeitgeber kommend, im Mannschaftshotel in Berlin eingetroffen. Er habe jedem Spieler die Hand gegeben, sagte Stevens, danach habe er mit Sportchef Dietmar Beiersdorfer und Amateurtrainer Karsten Bäron die nötigen Absprachen zum Spiel getroffen. Am folgenden Morgen sammelte Stevens die Profis zu einem Spaziergang entlang der Spree. Um beim HSV schon korrigierend einzugreifen, fehlte die Zeit. So ist Stevens’ erste Niederlage eher noch eine weitere Niederlage der Ära Doll.

Allerdings ist Huub Stevens der Vorwurf zu machen, in der zweiten Halbzeit nicht ausreichend auf seine Spieler eingewirkt zu haben, als die mit der bis dahin erzielten 1:0-Führung allzu sehr in Passivität verfielen. Stevens will jetzt „viel reden mit den Spielern, wir müssen uns im Training das Selbstvertrauen wiederholen“. Auch Doll hat das immer wieder versucht. Und ist daran gescheitert.

Stevens hat einen Vertrag bis Juni 2008. Der gilt auch für die Zweite Liga. Aber daran denkt er nicht. „Gegen Dortmund am nächsten Samstag geht es wieder bei 0:0 los“, gibt er sich kämpferisch.

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