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Sport: Ein bisschen geschockt

85 Tage vor WM-Beginn gibt es für die deutschen Handballer noch viel zu tun

Die Leistung der Handball-Nationalmannschaft, bekannte Bundestrainer Heiner Brand, „war kurzfristig etwas schockierend“. Die 25:29-Niederlage am Donnerstag in Bremen gegen den EM-Dritten Dänemark war sogar schmeichelhaft ausgefallen. Das Halbfinale des World Cups, dem hochkarätig besetzten Acht-Nationen-Turnier, war verpasst worden. Dabei dient der World Cup als wichtige Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft, die am 19. Januar in Berlin startet. „Mir ist nicht so zum Lachen zumute“, sagte Brand, „wir brauchen bedingungslosen Einsatz und Engagement, wenn wir gegen eine Spitzenmannschaft mithalten wollen.“ Angesichts der langen Verletztenliste aber „kann es doch nicht alarmierend sein, wenn wir hier gegen zwei Weltklassemannschaften verloren haben“.

Ähnlich gelassen reagierten auch die erfahrenen Spieler. Von einer Erprobungsphase sprach Linksaußen Torsten Jansen vom HSV Hamburg, es dauere eben ein paar Spiele, bis jeder den Rhythmus gefunden habe: „Nervös werden wir deswegen jetzt ganz bestimmt nicht.“ Rechtsaußen Florian Kehrmann (TBV Lemgo) fand die Niederlage „zwar lehrreich, aber wir müssen jetzt nicht den Kopf hängen lassen“. Der 29-Jährige, der mit 177 Länderspielen zu den erfahrensten Spielern zählt, erhofft sich jetzt noch zwei Erfolgserlebnisse. Am heutigen Samstag findet der World Cup seine Fortsetzung im südschwedischen Helsingborg, wenn Deutschland um 11 Uhr gegen den WM-Sechsten Griechenland antritt. Im letzten Spiel am Sonntag hätte Brand gerne Weltmeister Spanien als Gegner, „das wäre zum Abschluss ein schöner Test“.

Aufgehellt hatte sich die Stimmung schon vor dem Anpfiff. Am Wochenende steht wieder Christian Zeitz zur Verfügung. Der Mann mit dem brachialen Wurf hatte zunächst abgesagt, da ihn Hüftprobleme plagen. Doch nach einigem Hin und Her war der mikroskopische Eingriff, der ursprünglich in dieser Woche beim eigenwilligen 25-Jährigen vorgenommen werden sollte, abgesagt worden. Stattdessen wird Zeitz wie zuvor mit Spritzen behandelt. Brand freut sich auf das kurzfristige Comeback des Spielers, dessen unorthodoxe Aktionen der Mannschaft spürbar fehlten in den ersten drei Partien. „Dass er kommt, ist gut für ihn und für uns“, sagte Brand.

So normal es ist, dass sich das Team in den nächsten Wochen finden muss, so ungewöhnlich waren die teils erheblichen organisatorischen Defizite bei den Spielen in Bremen und Hannover. In Bremen, wo WM-Vorrundenspiele stattfinden werden, fiel zweimal die Zeitmessung aus. Einer der weltbesten Handballer, der Kroate Ivano Balic, hockte deshalb hinter dem Zeitnehmertisch und brüllte seinen Kollegen die noch zu spielenden Sekunden zu.

Zu anderen organisatorischen Tests kam es gar nicht erst, da die Materialien nicht geliefert worden waren. Und die dänischen Journalisten beklagten sich, dass ihnen der Weg in die Halle versperrt war, bis das Publikum hineingelassen wurde. 85 Tage vor Beginn der WM hat nicht nur Brand noch viel Arbeit vor sich. Auch auf die Organisatoren vom Deutschen Handball-Bund kommen noch einige Überstunden zu.

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