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Sport: „Ein bisschen patriotisch sind wir auch“

Skifahrer Michael Walchhofer beendet Österreichs Pleitenserie – da jubelt sogar der Bode-Miller-Fanklub

Der Österreicher Michael Walchhofer hat am Freitag den zweiten Abfahrtssieg innerhalb von 24 Stunden gefeiert. Beim Weltcup im italienischen Bormio gewann der Olympia-Zweite in 1:51,82 Minuten vor dem Italiener Peter Fill sowie Mario Scheiber aus Österreich. Walchhofer hatte bereits am Donnerstag in Bormio gewonnen und für Österreichs Skiherren damit eine Negativserie von 13 sieglosen Rennen hintereinander beendet. Die Serie hatte in der Ski-Nation zu erregten Diskussionen geführt. Nur einige wenige Fans in Österreich blieben von den Misserfolgen seltsam unberührt: die vom Bode-Miller-Fanklub, deren Chef Markus Weinberger ist.

Herr Weinberger, haben Sie sich geärgert, weil ein Österreicher beide Abfahrtsrennen in Bormio gewonnen hat?

Wir ärgern uns nicht, wenn ein Österreicher gewinnt. Ein bisschen patriotisch sind wir ja auch.

Aber ein anderer Sieger als Michael Walchhofer wäre Ihnen lieber?

Ja, es war schade, dass Bode Miller im ersten Rennen am Donnerstag ausgefallen ist. Aber gestern hat er es ja dann mit Platz vier schon besser gemacht. Er ist clever gefahren, mit Köpfchen.

Im Weltcup gibt es so viele ausgezeichnete alpine Skifahrer aus Österreich. Warum gründen Sie als Österreicher ausgerechnet einen Fanklub für den Amerikaner Bode Miller?

Wir waren früher ein Heinz-Schilchegger-Fanklub…

...ein österreichischer Slalomfahrer aus Obertauern….

…über ihn haben wir in Obertauern ja erst Bode Miller kennengelernt. Da war der noch nicht bekannt. Ich bin mit ihm gut ausgekommen. Der Bode hat einmal gesagt, dass er es schade findet, dass ihn niemand in Österreich bei den Rennen unterstützt. Als Heinz Schilchegger aufgehört hat, haben wir uns dann eben in einen Bode-Miller-Fanklub umbenannt.

Bekommen Sie nicht Ärger mit Ihren Landsleuten wegen Ihres unpatriotischen Verhaltens?

Ich bin der Meinung, dass wir auch patriotisch sind. Die Ausländer sollen bei uns auch unterstützt werden. Es gibt viele, die so denken, im Fanklub werden wir immer mehr, wir haben jetzt schon über 100 Mitglieder, nicht nur aus Österreich. Der Bode Miller ist eben ein besonderer Typ.

Mit seltsamen Ansichten. Er will ja, dass Doping für Athleten freigegeben wird…

…aber nur vorbeugende Mittel, damit man nach der Karriere als Sportler keine gesundheitlichen Folgen hat. Das finde ich auch richtig.

Müssen Sie nicht bei jedem Rennen zittern, weil Bode Miller immer kurz vor dem Ausscheiden steht?

In dieser Saison ist das ja nicht so. Er hat den Gesamtweltcup im Auge, deshalb fährt er nicht mehr so risikoreich. Er kommt jetzt häufiger mal auf den Plätzen eins bis zehn ein, damit er Weltcuppunkte sammeln kann.

Wird das nicht die meisten Österreicher ärgern, wenn ein Amerikaner den Gesamtweltcup gewinnt?

Ach, der Bode Miller fährt doch eine österreichische Skimarke, und seine Bindung stammt auch aus Österreich. Und er hatte mal eine österreichische Freundin aus Innsbruck. Aber momentan ist er wieder Single.

Das Gespräch führte Benedikt Voigt.

Markus Weinberger, 30, ist Vorsitzender des Bode-Miller-Fanklubs. Der Restaurantfachmann ist einer

der wenigen Anhänger des US-amerikanischen Skisports in Österreich.

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