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Sport: Ein bisschen Spaß darf sein

Hans Meyer will bei Hertha Lust, Liebe und Vertrauen wecken

Berlin. Artur Wichniarek wusste nicht recht, was er sagen sollte. Nach gerade mal zwei Trainingseinheiten mit dem neuen Trainer sind die Erkenntnisse noch nicht besonders groß. Schließlich fragte der Reporter vom Fernsehen, was Wichniarek, Herthas polnischer Stürmer, denn von Hans Meyers Humor halte. „Der Humor…“, sagte Wichniarek und lachte. „Der Humor ist gut.“ Eine erschöpfende Auskunft.

Es kann nicht schaden, wenn beim Berliner Fußball-Bundesligisten Hertha BSC in Zukunft wieder ein bisschen häufiger gelacht wird. Im Moment reicht es schon, wenn Hans Meyer, der neue Trainer, seine Witzchen macht; wenn er eine anstrengende Trainingseinheit mit den Worten beendet: „Heute ist Sonntag. Da hat der Trainer ein weiches Herz.“ Schon in ein paar Wochen aber wird das nicht mehr genügen. Dann geht es nur noch darum, ob die Mannschaft genügend Punkte holt, um die Abstiegsplätze zu verlassen. Doch bis es wieder ernst wird, soll die gute Laune konserviert werden: „Wenn du wieder Lust und Liebe und Vertrauen hast, wirst du auch wieder Kombinationsfußball spielen“, sagt Hans Meyer.

Immer am Ball

Das ist die Leitlinie, der er mit seinem Trainingsprogramm folgt. Meyer pflegt das Spiel, nicht die sinnlose Konditionsbolzerei. Selbst beim Aufwärmen bevorzugt Herthas neuer Trainer Übungsformen mit Ball. Für Traditionalisten mögen Meyers Methoden manchmal unorthodox wirken, wenn er wie bei Borussia Mönchengladbach mit der ganzen Mannschaft ins Fitnessstudio fährt oder wenn er die Fußballer zur Regeneration auch mal Badminton spielen lässt. Die von Meyer trainierten Mannschaften müssen in der Vorbereitung nicht regelmäßig durch den Wald laufen – fit sind sie trotzdem. In den dreieinhalb Jahren, die er bei den Gladbachern gearbeitet hat, fiel kaum einmal ein Spieler wegen Muskelverletzungen aus.

Beim Vormittagstraining lässt Meyer auf einem halben Halbfeld sechs gegen sechs spielen. Das heißt: Die Spieler haben nur etwa halb so viel Platz, wie sie es gewohnt sind. „Das ist kein Spiel für Alleingänge!“, ruft Meyer, als mal wieder jemand den Ball beim Dribbling verloren hat. Die Spieler sollen nicht fummeln, sondern sich anbieten, aggressiv verteidigen, schnell umschalten, kurze Pässe spielen und ein Gespür für das Kombinationsspiel bekommen. „Helfen!“, schreit Meyer.

Mehr Gemeinschaft wagen

Als er in Mönchengladbach seine Arbeit aufnahm, hat Meyer darauf gedrängt, dass die Spieler neben der Umkleidekabine auch einen Aufenthaltsraum bekommen, in dem sie die Zeit zwischen zwei Trainingseinheiten verbringen können. Ein bisschen stilvoll sollte er sein, damit die Spieler „in netter Umgebung auch mal ins Plaudern kommen – und nicht ständig auf der Flucht sind“. In anderen Ländern, in England etwa, ist eine solche Einrichtung ganz alltäglich. Meyer hat ein solches „Spelershome“ in Holland, bei Twente Enschede, kennen gelernt. Bei Hertha gibt es in der Jugendakademie einen Raum, der für solche Zwecke genutzt werden kann. Heute wird die Mannschaft dort zusammen Mittag essen.

All diese Maßnahmen sollen dazu führen, dass die Spieler näher zusammenrücken. Die ersten Eindrücke des neuen Trainers sind durchaus positiv, „aber Fußballer beginnen eine Vorbereitung in der Regel mit einer guten Einstellung“, sagt Meyer. „Wir werden uns jetzt nicht jeden Tag hinstellen und den Spielern sagen: Danke schön, dass ihr mitgemacht habt.“

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