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Sport: Ein Fall für drei

Seit einem Jahrzehnt führt ein Trio den FC Energie Cottbus

Von Karsten Doneck, dpa

Cottbus. Manchmal sitzen die drei älteren Herren in gemütlicher Runde beieinander. Ihr Gespräch dreht sich vor allem um ein Thema. „Wir können zusammen Bier trinken, Halma spielen oder Skat dreschen – irgendwann kommen wir zwangsläufig auf den Fußball zu sprechen. Dieser Fußball beschäftigt uns von frühmorgens bis spätabends“, sagt Dieter Krein. Er ist Präsident des Fußball-Zweitligaklubs FC Energie Cottbus. Zusammen mit Manager Klaus Stabach und Trainer Eduard Geyer bildet Krein jenes Gespann, das das Schicksal des Klubs seit rund einem Jahrzehnt in unveränderter Zusammensetzung bestimmt. Eine Kontinuität, die im schnelllebigen Fußballgeschäft selten ist. Einen Mangel an Lebenserfahrung kann man dem Führungstrio des FC Energie dabei nun wahrlich nicht vorwerfen: Das Durchschnittsalter der drei Herren liegt bei 61,3 Jahren. Geyer ist mit 59 Jahren der Jüngste, Stabach mit 63 der Älteste.

Krein, Stabach, Geyer – sie haben mit dem FC Energie alles erlebt. Sie haben zur Jahrtausendwende den Aufstieg in die Bundesliga geschafft, der in Cottbus als „Wunder aus der Lausitz“ gefeiert wurde. Zweimal schaffte der Klub den Klassenerhalt, das galt noch mal als Wunder. In der dritten Erstligasaison stieg der Klub dann ab. Krein, Stabach und Geyer verjüngten die Mannschaft – und prompt stehen sie wieder vor dem Aufstieg, auch wenn sie diesem Ziel mit einem 0:0 am Freitagabend in Ahlen nur ein wenig näher gekommen sind.

Beim sportlichen Auf und Ab kamen und gingen viele Spieler, die Führungsspitze blieb. Das funktioniert auch deshalb, weil die Kompetenzen klar abgegrenzt sind. „Jeder muss für seinen Bereich erkennen, worauf es ankommt“, sagt Stabach. Gegenstimmen gab es dabei auch. Krein erzählt: „Es haben ein paar Dummköpfe in unserer Nähe gearbeitet, die schon nach einem Jahr Bundesliga den Kopf des Trainers forderten. Ein Glück, dass wir da standhaft geblieben sind.“

Klaus Stabach war der erste aus dem Führungstrio, der in Cottbus hängen blieb. Seit etwa 40 Jahren ist er dabei, die ersten 14 Jahre noch als Spieler. „Ich habe großes Durchsetzungsvermögen“, sagt Stabach über sich. Als nächster kam Dieter Krein hinzu, der zuvor in der Volleyball-Abteilung des Klubs eher im Schatten stand. Schließlich wurde 1994 Eduard Geyer geholt. „Wir dachten, den kriegen wir gar nicht. Der war schließlich mal Auswahltrainer der DDR. Was sollte der bei einem Klub wie unserem?“, sagt Krein. Doch schon damals bewiesen die Cottbuser, dass sie Unmögliches manchmal auch möglich machen können. Der Deal glückte nicht zuletzt deshalb, weil Klaus Stabach eine gute Verbindung zu Eduard Geyer besaß: Beide hatten früher mal zusammen an der DHfK Leipzig studiert.

Irgendwann wird das „Cottbuser Dreigestirn“, wie Krein es nennt, auseinander fallen. Stabachs Vertrag als Manager endet im nächsten Jahr, Krein ist als Präsident bis 2007 gewählt, Geyer hat seinen Vertrag gerade erst bis 2006 verlängert. Zumindest Krein denkt schon ans Ende seiner Amtszeit. „2007 – dann bin ich 65 Jahre alt, dann werde ich wohl aufhören“, sagt er. Wie es weitergeht, wenn einer der drei ausgestiegen ist? Stabach sagt: „Ich könnte mir ein paar Leute vorstellen, die das weitermachen. Wir binden ja jetzt schon ehemalige Spieler ein.“ Detlef Irrgang zum Beispiel. Krein befällt beim Gedanken an das Auseinanderbrechen des Trios Wehmut. Er sagt: „In dieser Form, mit diesen Charakteren – das kommt nicht wieder.“

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