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Sport: Ein Farbtupfer verschwindet

Eberhard Wensky war 25 Jahre lang Turnierdirektor der German Open – jetzt wird er abgelöst

Berlin - Ayman Azmy Galal hat sich alles genau angeschaut, die ganze Anlage des LTTC Rot-Weiß Berlin. Lars Rehmann hat ihn dabei begleitet, der neue Klubmanager des noblen Tennisklubs, und natürlich Eberhard Wensky. Wensky war für den Ägypter Galal eigentlich wichtiger als Rehmann, Wensky konnte viel mehr Fragen beantworten. Jedenfalls alle Fragen zum Tennisturnier German Open, das bei Rot-Weiß ausgetragen wird. 25 Jahre lang war Wensky Direktor des Weltklasse-Frauen-Turniers, jetzt ist Schluss. 2005 veranstaltet der Tennisverband von Katar die German Open, er hat die Lizenz gekauft, aber gespielt wird nochmal auf den Plätzen von Rot-Weiß. Doch der neue Turnierdirektor heißt Ayman Azmy Galal. Die Katarer haben auch ihren eigenen Titelsponsor (ein Mineralöl-Unternehmen), der Deutsche Tennisbund (DTB), der die Lizenz verkauft hat, sorgt angeblich nur für ein paar kleinere, teilweise regionale Sponsoren.

Und Wensky ist außen vor. Ein Denkmal des Turniers. 25 Jahre lang war er der Mann für alles, ein Urgestein in einem kuriosen rot-weiß gestreiften Vereinsjackett. „Ich spüre jetzt keine große Wehmut“, sagt Wensky. Das muss man nicht unbedingt glauben. Das Turnier war sein Leben. Er hat es 1979 zum ersten Mal geleitet, da kamen gerade 4000 Zuschauer über die ganze Woche verteilt.

Er hat den Aufstieg von Steffi Graf quasi vor der Haustür miterlebt. Der spätere Superstar hatte schon mit 13 Jahren bei Rot-Weiß trainiert. Wensky hat erlebt, wie Graf 1985 überraschend ins Finale kam und 1986 im Endspiel die große Martina Navratilova besiegte. Ein paar Wochen später war sie die Nummer eins der Welt. „Das waren schon die schönsten Erinnerungen ans Turnier“, sagt Wensky. Neunmal hat Steffi Graf die German Open gewonnen. 2004 aber gab’s nicht mal ein Endspiel. Die Finalistin Venus Williams war verletzt, das Turnier endete mit den Halbfinals. „Das war mit die negativste Erinnerung“, sagt Wensky. Er wird sich jetzt um Tennis-Veranstaltungen kümmern, die nach 2005 bei Rot- Weiß stattfinden könnten. Er hat viele Kontakte.

Mit Wensky geht der letzte prominente Solist der Berliner Sportfunktionäre. Einer von den Männern, die eine Veranstaltung verkörpern. Rudi Thiel gehörte dazu, der 33 Jahre lang Chef des Leichtathletik-Meetings Istaf war, Horst Milde auch, jahrzehntelang die Nummer eins des Berlin-Marathons. Sie hatten alles im Griff, als es noch familiär zuging, als hemdsärmelige Macher noch Verträge mit Handschlag beschließen konnten. Aber dann wurden die Manager professioneller, die Summen, mit denen jongliert wurde, wuchsen an. Die Macher hatten immer noch Freiräume, aber sie hatten weniger im Griff, Wensky und Thiel zumindest. Thiel hatte das Istaf groß gemacht, aber er hatte einen großen Anteil dran, dass das Istaf wirtschaftlich an den Abgrund rutschte.

Wensky verkörperte sowohl Rot-Weiß als auch die German Open, dann kam heraus, dass er als Klubfunktionär teilweise abenteuerlich gewirtschaftet hatte und Quellensteuern für Turnier-Spielerinnen verspätet ans Finanzamt weitergeleitet wurden. Dieses Versäumnis wurde Wensky angelastet. Der aber erklärte wiederholt, dass er die Steuern korrekt transferiert habe. Der DTB beobachtete seine Arbeit im Klub zuletzt argwöhnisch. Allerdings, das betont der DTB, habe Wensky mit ihm korrekt abgerechnet. Trotzdem gibt es einige in der Tennisszene, die froh sind, dass Wensky jetzt abtritt.

Wensky ist jetzt 65, er wird beim Turnier 2005 nicht aktiv in Erscheinung treten. Da will er eine klare Grenze ziehen. „Es gehört sich nicht, dass der frühere Turnierdirektor auftritt.“

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