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Sport: Ein fast perfekter Tag

Michael Schumacher feiert seinen elften Sieg in dieser Saison, nur zum WM-Titel reicht es noch nicht

„Ich möchte mich bei meinen Fans fürs Daumendrücken bedanken und natürlich ganz besonders bei meiner Tochter“, verkündete Michael Schumacher strahlend. Gerade hatte er sich wieder gefreut, als hätte er sein erstes Formel-1-Rennen gewonnen. Dabei hatte er, der sechsmalige Weltmeister, in Hockenheim gerade den elften Sieg im zwölften Saisonrennen erreicht. Damit hat der 35-Jährige seinen Rekord von 2002 eingestellt. Zudem absolvierte er sein 50. Rennen in Folge ohne technischen Defekt. „Es gibt keine Worte für dieses Gefühl, hier zu gewinnen, und für die Emotionen der Fans“, sagte Schumacher.

101 000 Zuschauern haben in Hockenheim für eine ausgezeichnete Atmosphäre gesorgt. Mit einem fast endlosen Trötenkonzert und knallenden Feuerwerkskörpern verfolgten die Schumacher-Fans im Motodrom seine Triumphfahrt. Und auch die Zuschauer, die nichts mit dem Ferrari-Piloten anfangen können, hatten gestern ihren Spaß. Denn Hockenheim 2004 war eines der besten Rennen des Jahres.

Und das, obwohl Kimi Räikkönen schon nach 14 Runden ausgeschieden war. Der Finne im McLaren-Mercedes hätte Schumachers härtester Konkurrent werden können, nachdem Juan-Pablo Montoya im BMW-Williams am Start sehr schlecht weggekommen war und schnell sieben Plätze verloren hatte. Doch bei Räikkönens McLaren-Mercedes war plötzlich der Heckflügel weggebrochen. „Es wäre sicher ein guter Kampf mit Kimi geworden“, sagte Schumacher.

Der Finne hatte sich nach dem Start schnell an Fernando Alonso vorbeischieben können. „Ich bin Michael in der Phase des Boxenstopps sogar näher gekommen, das wäre sicher noch eng geworden“, sagte Räikkönen. „Wir hatten eine gute Chance zu gewinnen.“ Doch das Duell fiel aus, Räikkönen raste in einen Reifenstapel. „Warum der Flügel gebrochen ist, müssen wir noch genau untersuchen", sagte McLaren-Chef Ron Dennis. Mercedes Sportchef Norbert Haug nahm Räikkönen tröstend in den Arm. „Ich habe ihm gesagt, dass es uns sehr Leid tut, denn er war wirklich in einer tollen Position. Es ist natürlich enttäuschend, wenn aus einer so guten Ausgangslage am Ende nicht mehr als ein vierter Platz für das Team herauskommt, aber trotzdem – wir sind auf dem richtigen Weg“, sagte Haug. Den vierten Platz belegte David Coulthard, der zweite McLaren-Mercedes-Pilot.

Dass der Schotte nicht noch schneller war, lag an Rubens Barrichello. der Ferrari-Pilot hatte Coulthard touchiert. Zudem beschädigte ein Trümmerteil von Räikkönens Auto auch noch einen Frontflügel des Routiniers. So war Jenson Button im BAR der eigentliche Held des Rennens. Er startete auf der Position 13 und landete am Ende auf Rang zwei. Allerdings hatte der Engländer mit seinem Helm zu kämpfen: „Das Verschlussband hatte sich gelockert, dadurch wurde der Helm nach oben gedrückt, und das Band hätte mich fast stranguliert. Ich konnte teilweise kaum noch richtig atmen."

Doch am meisten gefeiert wurde natürlich der Sieger. Für Schumacher lief es fast perfekt. Nur einen WM-Titel konnte er noch nicht feiern. Die Konstrukteurs-WM konnte Ferrari an diesem Wochenende noch nicht gewinnen. Denn Rubens Barrichello musste an die Box, nachdem er bei der Kollision mit Coulthard einen Frontflügel verloren hatte. Damit war der für den Konstrukteurstitel notwendige Ferrari-Doppelsieg nicht mehr möglich. Zu Ferraris Unglück blieb der Brasilianer auch noch kurz vor dem Ziel stehen. Aber man darf davon ausgehen, dass sich Ferrari beim nächsten Rennen in drei Wochen in Ungarn den Konstrukteurs-Titel sichert. Und Michael Schumacher hat bei jetzt 36 Punkten Vorsprung beste Aussichten, den Fahrer-WM-Titel schon Ende August in Spa, vier Rennen vor Saisonende, zu gewinnen.

Dass die Formel 1 jetzt drei Wochen Pause macht – von den meisten Betroffenen in der Formel-1-Szene nach sieben Rennen in den letzten zehn Wochen herbei gesehnt –- ist Schumacher gar nicht willkommen. „Ich bräuchte das jetzt gar nicht. Warum denn auch, es läuft doch gerade so gut." Trotzdem will sich Schumacher ein paar Ferientage gönnen - allerdings wird er dann, er ist schließlich Top-Profi, nicht nur faulenzen: „Ich werde mich dabei auch schon auf die kommenden Rennen vorbereiten." Könnte ja sein, dass die Konkurrenz sonst doch noch ein Rennen gewinnt.

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