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Sport: Ein Fernschuss für das Nahziel

Deutschland müht sich in der WM-Qualifikation zu einem 1:0 gegen Wales – Trochowski gelingt das Tor

So viel Wertschätzung ist der walisischen Nationalmannschaft wahrscheinlich lange nicht mehr zuteil geworden. Die Fußballer von der britischen Insel dürften sich zutiefst geehrt gefühlt haben, als sie gestern Abend die Aufstellung der deutschen Mannschaft zu Gesicht bekamen: Michael Ballack konnte spielen und stand in der Anfangself. Dass die Deutschen mit aller Macht an der Gesundung ihres Mannschaftskapitäns gearbeitet hatten, sagt auch etwas über die Bedeutung, die Bundestrainer Joachim Löw dem WM-Qualifikationsspiel gegen Wales beigemessen hat. Es kostete seine Mannschaft in der Tat einige Mühe, um den vermeintlich leichten Gegner zu bezwingen. 70 Minuten wehrten sich die Waliser mit Macht und Geschick, dann traf Piotr Trochowski mit einem Schuss von der Strafraumgrenze zum 1:0-Endstand. Sein erstes Länderspieltor hatte sich der Hamburger für den richtigen Moment aufgespart.

Die Deutschen haben mit den Walisern traditionell mehr Probleme, als es deren Größe und Bedeutung eigentlich erwarten ließen. Erst vor elf Monaten standen sich beide Mannschaften zum Abschluss der EM-Qualifikation gegenüber. Schon damals ermauerte sich die Mannschaft von John Toshack ein 0:0 gegen den Favoriten. Es ist kein Geheimnis, dass sein Team über eine höchst stabile Defensivorganisation verfügt, das Vertrauen in die eigenen Offensivfähigkeiten ist allerdings nicht besonders ausgeprägt. Das zeigte sich unmittelbar nach dem Anstoß, als David Edwards aus dem Mittelkreis Richtung deutsches Tor schoss. Man muss eben jede sich bietende Möglichkeit zum Abschluss nutzen – selbst aus 55 Metern. Der Ball flog weit am Tor vorbei.

Bundestrainer Löw hatte exakt die gleiche Mannschaft aufgeboten wie am Samstag beim 2:1-Sieg gegen Russland, Torsten Frings saß erneut nur auf die Bank. Trotz identischer Aufstellung wurde es ein ganz anderes Spiel. Die Deutschen hatten gegen die defensiven Waliser wie erwartet einige Schwierigkeiten. Sie kontrollierten zwar den Ball, Möglichkeiten zum Abschluss erspielten sie sich allerdings nur wenige. Miroslov Klose traf einmal per Außenrist das Außennetz, da war bereits eine Viertelstunde vorüber.

Mangels tragender Ideen versuchten es die Deutschen auffallend oft mit Weitschüssen aus dem Mittelfeld: Ballacks Versuch wurde von Verteidiger James Collins abgeblockt, einen weiteren bekam Torhüter Wayne Hennessey zu packen, und ein Schuss von Bastian Schweinsteiger flog denkbar knapp über die Latte. Nur ein einziges Mal schickten die Deutschen in der ersten Halbzeit eine ansprechende Kombination aufs Feld: Ballack eroberte den Ball im Mittelfeld, spielte gleich weiter auf den linken Flügel zu Lukas Podolski, dessen Hereingabe in die Mitte allerdings in der walisischen Innenverteidigung hängen blieb.

Dass Bundestrainer Löw schon zur Pause Miroslav Klose vom Feld nahm, hatte weniger mit dem neuen Leistungsprinzip zu tun – dann hätte es auch noch einige andere deutsche Spieler treffen können; der Münchner Stürmer hatte sich gleich zu Beginn des Spiels eine schmerzhafte Prellung am Knöchel zugezogen. Für Klose kam der Leverkusener Patrick Helmes – und mit ihm tatsächlich etwas mehr Schwung. Die Deutschen bewegten sich nun besser, spielten schneller und häufiger direkt und kamen dadurch zu Möglichkeiten. Trochowski hatte gleich zu Wiederbeginn nach einer Ablage von Podolski eine gute Gelegenheit und vergab nach einer knappen Stunde auch die beste Chance, als er am Elfmeterpunkt über den Ball trat.

Allerdings gewährten die Deutschen den Walisern, anders als in der ersten Halbzeit, nun auch etwas mehr Platz für Konter. Nach einem Stellungsfehler der Innenverteidigung tauchte Craig Bellamy allein vor René Adler auf, der bis dahin unbeschäftigte Torhüter klärte zur Ecke. Am Bemühen mangelte es den Deutschen nie, in manchen Situationen fehlte es auch an Fortüne oder Entschlossenheit. Helmes und Westermann scheiterten an Torhüter Hennessey, als kurz darauf Trochowskis Schuss in den Winkel rauschte, ging ein dumpfer Aufschrei durch den Borussia-Park. So ungefähr muss sich Erlösung anhören.

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