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Sport: Ein Führungsspieler schert aus

Torsten Frings liebäugelt vor Werders Uefa-Cup-Spiel in Alkmaar mit Juve

Es war zu den seligen Zeiten des WM-Sommers, als Torsten Frings, der gewiefte Werder-Profi, seinem Nationalmannschaftskollegen Per Mertesacker einen Tipp gab. „Er hat mir gesagt, dass ich den Wunsch eines Vereinswechsel öffentlich machen müsse“, verriet Mertesacker einmal, der den Hinweis dankbar aufnahm. Werder Bremen sei der richtige Verein für ihn, er müsse weg aus Hannover, verkündete der 22-Jährige sodann – und setzte damit nach der WM zähe, erfolgreich endende Verhandlungen in Gang.

Frings weiß, wie das Geschäft funktioniert. Und ausgerechnet vor dem Uefa- Cup-Viertelfinale beim niederländischen Ehrendivisionär AZ Alkmaar (heute, 20.45 Uhr, live bei Sat. 1) meldet der 30-Jährige selbst Wechselabsichten zum Saisonende an. Juventus Turin soll reges Interesse angemeldet haben. „Das wäre mein letzter großer Vertrag: Die wollen mich mit aller Macht“, sagte Frings, was in Bremen zu Aufregung und auf der Homepage des Spielers zu Aufsehen erregenden Einträgen führte. „Werdermattes“ fragt etwa, was Frings denn bei „einem Mafiaklub der Zweiten Liga in leeren Stadien“ wolle.

Trainer Thomas Schaaf und Manager Klaus Allofs hatten gestern am Bremer Flughafen alle Mühe, das Thema klein zu reden. Allofs erinnerte nonchalant daran, dass Werder größer sei als jeder Spieler. „Wir werden niemanden anketten: Wir haben es immer geschafft, Abgänge zu ersetzen.“ Unklar ist aber auch ihnen, was Torsten Frings mit dem Vorstoß zur Unzeit wirklich bezwecken will und welche Rolle genau dabei sein Mentor Norbert Pflippen spielt. Der rheinische Strippenzieher, Geschäftsführer der „Ans Sport GmbH“, hat schon die Transfers von Frings zu Borussia Dortmund (2002), Bayern München (2004) und zurück zu Werder Bremen (2005) abgewickelt. Jedes Mal brach der Mittelfeldspieler laufende Verträge – und verschaffte zuvor seinem Anliegen wortreich Gehör. Jetzt hört sich das ähnlich an.

Das sei keine lancierte Geschichte, „um mehr Geld herauszuschlagen“, behauptet die in Mönchengladbach ansässige Beratungsagentur. Dort wird auch betont, dass das Wirrwarr um den neuen Artikel 17 der Fifa-Transferordnung bei dem Tauziehen um den Mittelfeldakteur keine Rolle spiele. „Der Fall Frings dient nicht dazu, den Sandkasten-Rambo zu spielen. Da muss eine vernünftige Einigung her.“ Sprich: eine hohe Ablöse, die der in die Serie B zurückversetzte Nobelklub aus Norditalien aber offensichtlich zu zahlen gewillt ist.

Klaus Allofs wäre durchaus bereit, den bis 2009 laufenden Vertrag des Nationalspielers zu verlängern, das Gehalt, bislang rund 2,5 Millionen Euro, aufzustocken und sogar eine Anschlussbeschäftigung im Klub zu garantieren. In Werders neuester Werbekampagne, die der Verein über Plakate, Internet und Anzeigen mit seinen Profis Klose, Mertesacker und eben Frings verbreitet, wird der Mittelfeldspieler in kämpferischer Pose mit wehender Mähne gezeigt. Darunter steht: „Trennt sich eher vom Ball als von seiner Frisur.“ Vermutlich trennt er sich indes auch eher von Werder, als alle geglaubt haben.

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