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Sport: Ein Fußballer überspringt Hindernisse

BERLIN .Es ist erst sechs Jahre her, da mußte sich Damian Kallabis zwischen Fußball und Leichtathletik entscheiden.

BERLIN .Es ist erst sechs Jahre her, da mußte sich Damian Kallabis zwischen Fußball und Leichtathletik entscheiden."Ich wollte eine Sache richtig machen und nicht beides nur halbherzig.Und in der Leichtathletik habe ich mehr Perspektiven gesehen", erklärt der heute 25jährige, warum er sich damals gegen die Mannschafts- und für die Individualsportart entschieden hatte.Es gab allerdings auch einen ganz pragmatischen Grund, warum der Leichtathlet aus dem baden-württembergischen Oberndorf mit dem Fußball aufhörte: "Ich wohne in der Provinz - und der nächste Regionalligaklub wäre in Reutlingen rund 70 Kilometer entfernt gewesen."

Damian Kallabis hat die richtige Entscheidung getroffen.Das beweist vor allem sein Erfolg vor wenigen Wochen bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin.Überraschend gewann der Student der Betriebswirtschaftslehre, der seit Jahresbeginn für den SCC startet, den Titel über 3000 Meter Hindernis.Und dabei erzielte er im Finallauf sogar noch eine persönliche Bestzeit mit 8:24,62 Minuten.Mit diesem eindrucksvollen Rennen, bei dem er obendrein lange Zeit selber für das Tempo sorgte, hatte sich Damian Kallabis für die Europameisterschaften qualifiziert.

Während er auf rein sportlicher Ebene das Provinzniveau der Landesliga längst verlassen hat, möchte er diesen Wechsel nun auch auf privater Ebene vollziehen.Zum Wintersemester will der Hindernisläufer aus Oberndorf nach Berlin oder Potsdam umziehen, um dann hier auch sein Studium fortzusetzen.Es sind in erster Linie die sportlichen Rahmenbedingungen, die Damian Kallabis gerade hierher ziehen.Schließlich muß er zur Zeit hauptsächlich alleine trainieren.Nur sein Vater steht ihm ab und an beratend zur Seite oder hilft ihm, die Hindernisse auf der Bahn aufzustellen.Die Trainingspläne kommen aus Potsdam per Fax nach Oberndorf.Denn Stéphane Franke, der heute abend bei den Europameisterschaften über 10 000 m antritt, betätigt sich seit einiger Zeit auch als "Spielertrainer", wie es der ehemalige Fußballer Damian Kallabis ausdrückt.Er betreut eine Gruppe von Langstrecklern beim SCC, zu der neben dem Hindernisläufer auch Jirka Arndt, Jan Diekow, Uwe König und Jens Karraß gehören.Ein gemeinsames Training wird für Damian Kallabis bald auch außerhalb der Trainingslager möglich sein.Dann hofft der Hindernisläufer, der als 15jähriger die 1000 m bereits in 2:44 Minuten zurücklegte und noch ein Jahr zuvor Württembergischer Meister im Hochsprung (1,73 m) und 60-m-Hürdenlauf war, auf weitere Steigerungen.

"Ich hoffe, daß ich noch in diesem Jahr unter 8:20 Minuten laufen kann und möchte mich dann mittelfristig auf 8:15 verbessern", sagt Damian Kallabis, der bei den Europameisterschaften den Endlauf erreichen möchte."Es sind viele dabei, die im Bereich von 8:20 Minuten laufen können - aber das kann ich auch", rechnet er sich dann im möglichen Finale durchaus gute Plazierungschancen aus."Aber der Vorlauf wird für mich erst einmal hart genug."

Daß Damian Kallabis bei den Deutschen Meisterschaften ein bißchen wie Phönix aus der Asche auftauchte, hängt auch damit zusammen, daß der Läufer in den letzten zweieinhalb Jahren in den USA ein Sport-Stipendium wahrgenommen hat und an der Universität in El Paso (Texas) Business Administration studierte."Sportlich hat es mir nicht so viel gebracht, aber in anderer Beziehung schon", sagt Damian Kallabis, der im Dezember 1997 zurückkehrte und dann ein Jahr später Stéphane Franke von Salamander Kornwestheim zum SCC folgte.Seitdem hat er sein Studium unterbrochen, um seine sportliche Entwicklung voranzutreiben.Die Trainingslager und seinen Lebensunterhalt finanziert Kallabis zur Zeit noch mit eigenen Ersparnissen und mit Hilfe seiner Eltern.Es sieht aber so aus, als ob sich die Investitionen für Damian Kallabis auszahlen könnten.Budapest wird ersten Aufschluß darüber geben.Nachdem Jens Volkmann (LAC Halensee) vor einigen Jahren seine vielversprechende Karriere aufgrund einer Reihe von Verletzungen hatte aufgeben müssen, verfügt die Berliner Leichtathletik nun mit dem 25jährigen wieder über eine neue Hoffnung für die Hindernisstrecke.

JÖRG WENIG

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