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Sport: Ein Hauch von Verschwörung

Bielefeld sorgt sich um Nürnbergs enges Verhältnis zu Leverkusen

Bielefeld. Thomas von Heesen erwartet Besuch. Benno Möhlmann, der Trainer von Arminia Bielefeld, müsste jeden Moment zur Tür herein kommen. „Wenn er pünktlich ist, muss ich das Gespräch sofort beenden", sagt der Geschäftsführer, Abteilung Sport, des Noch-Bundesligisten. Noch-Bundesligist – die Bezeichnung ist vor dem Saisonfinale bei nur einem Punkt Rückstand auf Platz 15 keine Selbstverständlichkeit. „Bei uns herrscht keine Depression", sagt von Heesen, und er widerspricht damit dem Eindruck, die Bielefelder hätten sich schon nach der 1:3-Niederlage gegen Bochum vor zwölf Tagen in der zweiten Bundesliga gesehen – als sie noch zwei Punkte Vorsprung auf Leverkusen hatten. Es ist das seltsame Miteinander zwischen dem 1. FC Nürnberg und Bayer Leverkusen, das die Bielefelder Aussichten auf ein Minimum reduziert.

Am Samstag spielen die beiden Vereine im Frankenstadion gegeneinander. Holt Absteiger Nürnberg dabei einen Punkt und gewinnt Bielefeld zeitgleich gegen Hannover, bleibt die Arminia oben und Leverkusen würde den Club und Cottbus in die Zweite Liga begleiten. Das klingt eigentlich gut für Bielefeld – wenn da nicht das fränkisch-rheinländische Austauschprogramm wäre. Der Tscheche David Jarolim, einer von Nürnbergs Besten, steht vor einem Vereinswechsel – nach Leverkusen. „Wenn Bayer drin bleibt, geht David Jarolim zu Klaus Augenthaler." Das hat Nürnbergs Präsident Michael A. Roth dem Kölner „Express" erzählt und damit bewiesen, dass er bisweilen vielleicht seltsam daher kommen mag, aber ein ehrlicher und offener Mensch ist.

Roth hat im Zusammenhang mit dem möglichen Jarolim-Transfer noch mehr gesagt: „Die Leverkusener haben bei uns noch was gut. Die haben uns im letzten Jahr Paulo Rink gegeben, und der hat uns dann vor dem Abstieg gerettet." Nicht zu vergessen die Geschichte mit Trainer Klaus Augenthaler, vor drei Wochen in Nürnberg entlassen. Die Leverkusener nahmen ihn kurzfristig unter Vertrag und finanzierten gewissermaßen die Abfindung, die Nürnberg dem geschassten Trainer hätte zahlen müssen. „Mmmh“, sagt Arminias Sportdirektor von Heesen. „Es ist Aufgabe der Journalisten, über so etwas zu philosophieren. Ich diskutiere darüber nicht."

Damit liegt der Geschäftsführer voll auf einer Linie mit seinem Cheftrainer. „Spekulationen bringen nichts", findet Benno Möhlmann. Ihm schon gar nicht: „Das ist nicht mein Metier und meine Vorgehensweise, mich mit den Problemen anderer zu beschäftigen." Des Trainers persönliche Konsequenz: „Ich werde in den nächsten drei Tagen keine Zeitungen lesen." Seine schwerste Aufgabe vor dem Spiel gegen Hannover sei es deshalb, dafür zu sorgen, „dass wir selbst wieder den Drive kriegen".

Steigen die Bielefelder zum siebten Mal seit 1970 aus der Bundesliga ab, werden sie sich etwas einfallen lassen müssen, um überhaupt die Lizenz für die Zweite Liga zu erhalten. Daran aber mag noch keiner denken. In Ostwestfalen setzen sie auf die Berufsehre der Nürnberger Fußballer. „Das ist die Hoffnung, die in einem steckt: Dass sie ihrem ehemaligen Trainer zeigen wollen, was sie drauf haben. Dass zumindest die Spieler sich zerreißen." Thomas von Heesen sagt das und faltet die Hände. Das Gespräch mit dem Geschäftsführer, Abteilung Sport, hat 17 Minuten gedauert, und Trainer Benno Möhlmann ist immer noch nicht da. „Wenn ich die Türe zumache und er mich reden hört, dann kommt er nicht herein", sagt Thomas von Heesen. Die Bielefelder sind eben anständige Leute.

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