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Sport: Ein Held wird wieder geliebt

Der Cottbuser Kabinentrakt ist kein schöner Ort für ein Schwätzchen. Am späten Abend sind die Flutlichter ausgeschaltet, hinter dem Stadion ist es dunkel.

Der Cottbuser Kabinentrakt ist kein schöner Ort für ein Schwätzchen. Am späten Abend sind die Flutlichter ausgeschaltet, hinter dem Stadion ist es dunkel. Vasile Miriuta, der Spielmacher von Energie Cottbus, hat dann selten Lust zu plaudern. Cottbus frustriert ihn. Nicht wegen der Dunkelheit. Wegen des Publikums. Die Fans vom FC Energie haben ihn in den vergangenen Wochen ausgepfiffen. Gegen Bremen, gegen Hertha BSC. Und deshalb wollte Miriuta nur noch raus aus Cottbus. "Am Saisonende bin ich hier weg", maulte er.

Das war vor zwei Wochen.

Am Sonntagabend hat Miriutas Klub 3:0 gegen Hansa Rostock gewonnen, im Ostderby. Jetzt liegt Cottbus wieder ganz nah bei Rostock, klar, nicht geographisch, aber in der Tabelle, mit zwei Punkte Rückstand. Miriuta hat gegen Hansa ein Tor erzielt und die beiden anderen vorbereitet. "Sensationell", sagte Miriuta. Die Fans hatten ihn - wie passend - im Stadion der Freundschaft artig empfangen. Auf einem Transparent stand: "Vasile - wir brauchen dich". In der Kurve hielten die Fans etliche Zettel in die Luft. Darauf hatten sie seinen Namen geschrieben. Nach seinem Tor rannte Miriuta über den halben Platz, warf sein Trikot auf den Rasen und ließ sich von Mannschaftskapitän Christian Beeck in den Arm nehmen. Beeck drückte ihm einen Kuss auf die Stirn.

Seltsam ist diese ganze Geschichte schon. Am vergangenen Mittwoch hat Miriuta seinen Vertrag in Cottbus verlängert, um ein Jahr und nur für die Erste Liga. Warum nun doch? "Weil die Leute mir gesagt haben, dass sie hinter mir stehen. Hoffentlich vergessen sie das nicht", sagte Miriuta. Eine halbe Million Euro soll er verdienen. Das ist eine Stange Geld für den Klub. Doch Miriuta kann Fußball spielen. Das können bei Energie nicht alle. "Wenn wir in der Bundesliga bleiben wollen, müssen wir etwas riskieren" sagte Präsident Dieter Krein.

Vor einer Woche, beim Auswärtsspiel in Wolfsburg, hatte Trainer Eduard Geyer auf Miriuta verzichtet. Der blieb in Cottbus, zum Sondertraining. "Ich will ihn schützen", hatte Geyer gesagt. Wenige Tage später zog Energie eine Option und verlängerte den Vertrag. Seltsam. "Er hat sich zu viele Sorgen gemacht. Bei sensiblen Menschen kann sich das auswirken", sagte Präsident Krein. Und jenes Sondertraining, das war "eine gute Entscheidung", sagte Miriuta. In Wolfsburg konnte er nichts falsch machen. Und da die Mannschaft dort verlor, wussten auch die meckernden Fans wieder, dass es ohne Miriuta nicht geht. Mit ihm schon. Das hat er gegen Hansa gezeigt.

André Görke

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