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Sport: Ein Herz für Schalke

Man kann ja Dieter Hoeneß einiges nachsagen, nur nicht, dass er nicht ein Herz für die Fans hätte. Im Spätsommer des vergangenen Jahres legte die ambitionierte Mannschaft von Hertha BSC einen glatten Fehlstart hin.

Man kann ja Dieter Hoeneß einiges nachsagen, nur nicht, dass er nicht ein Herz für die Fans hätte. Im Spätsommer des vergangenen Jahres legte die ambitionierte Mannschaft von Hertha BSC einen glatten Fehlstart hin. Nach zwei Heimniederlagen gegen Dortmund und Cottbus wandten die Fans der Mannschaft den Rücken zu. Darauf schickte Herthas Manager eine Blaskapelle in die Ränge. Die schmettert zwei, drei gängige Liedchen ins Oval. Dann zieht die Combo weiter in den nächsten Block und so weiter und so weiter - bis alle heiter sind. Seitdem spielt Hertha viel erfolgreicher, das Verhältnis zwischen Mannschaft und Publikum hat sich erholt.

Was sich aber nicht änderte, ist das Verhältnis, das die Berliner Fans zum FC Schalke 04 pflegen. Egal, welche Mannschaft gerade im Olympiastadion gastiert, für Schalke haben die Berliner immer einen besonderen Gruß übrig. Dann, wenn es auf dem Platz verhältnismäßig ereignisarm ist, holen sie ihre großen Transparente raus, auf denen das Emblem des Vereins aus Gelsenkirchen mit einem Fadenkreuz übermalt ist. Wer das noch nicht verstehen will, bekommt verbale Nachhilfe: "Ihr seid Scheiße wie der S 04". Diese bescheidene Herzlichkeit zwischen den Fangruppen der beiden Vereine rührt aus den Siebzigerjahren, als es nach so manchem Spiel zu handfesten Keilereien kam. Fußballfans vergessen nie.

Und wieder mal hat Dieter Hoeneß eine Idee. Als Nachfolger für den scheidenden Hertha-Trainer Jürgen Röber wurde mit Schalkes scheidenden Trainer Huub Stevens verhandelt, was Hoeneß auch noch mit leichter Verspätung einräumen musste. Ob das gut gehen kann?

Einer der wenigen, der diesen Weg ging, ist Norbert Nigbur. Der frühere Torwart wechselte 1976 vom FC Schalke zu Hertha BSC. In Berlin blieb er bis 1979, bestritt hier 101 Bundesligaspiele. Anschließend kehrte er zurück nach Gelsenkirchen. Glücklich ist er in Berlin nicht geworden. Und auch der, der Nigbur im Schalke-Tor vertrat, wechselte später zu Hertha: Envar Maric, der frühere jugoslawische Nationaltorwart, kam vor der Saison 1998/99 nach Berlin, lange nach seiner aktiven Zeit, was die Erregung in überschaubaren Grenzen hielt. Maric ist Torwarttrainer, als solcher hochgeschätzt. Aber er steht eben in der zweiten Reihe. Bei Stevens würde die Sache etwas anders liegen. Er soll den beim Berliner Publikum äußerst beliebten Jürgen Röber beerben und das schaffen, was man Röber nach sechs erfolgreichen Jahren nicht mehr zutraute: Hertha in die europäische Spitzenklasse führen. Dass Stevens ebenso fast sechs Jahre den in Berlin wenig beliebten Ligakonkurrenten trainierte, löst bei den Hertha-Fans nicht unbedingt Freudensprünge aus. In einer von einer Boulevardzeitung vorgenommenen Umfrage votierten über 80 Prozent gegen die Verpflichtung des Schalker Trainers. Hoeneß wird sich von diesem Votum nicht besonders beeindrucken lassen, aber diesmal muss er wohl mehr als ein Tschingderassabum aufbieten.

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