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Sport: Ein Job, den keiner will

Benedikt Voigt über den ungeliebten TennisPräsidenten Georg von Waldenfels Georg von Waldenfels nuschelte bei seiner Festrede zum 100-jährigen Bestehen seines Verbandes. „Schwierigsumfeldfürsdeutschtennis“, schallte es über die Lautsprecheranlage im Berliner Hotel Intercontinental.

Benedikt Voigt über den ungeliebten TennisPräsidenten Georg von Waldenfels

Georg von Waldenfels nuschelte bei seiner Festrede zum 100-jährigen Bestehen seines Verbandes. „Schwierigsumfeldfürsdeutschtennis“, schallte es über die Lautsprecheranlage im Berliner Hotel Intercontinental. Der Präsident des Deutschen Tennis Bundes (DTB) zog die Wörter zusammen, als hätte er es eilig, ans Ende seiner Rede zu gelangen. Dabei möchte der ehemalige bayerische Finanzminister auch in den nächsten Jahren Reden halten. Heute stellt er sich der Mitgliederversammlung zur Wiederwahl. Weil es ihm so viel Spaß macht? „Ich sehe mich in der Pflicht“, sagt Georg von Waldenfels, „die Zeiten der Kür sind vorbei.“

Georg von Waldenfels ist um seinen Job nicht zu beneiden. Der hoch verschuldete Tennisverband steckt tief in der Krise. Es fehlen Sponsoren, Stars und Sendezeiten. Doch auch der Präsident hat zur Misere beigetragen. Die vielen öffentlich ausgetragenen Querelen hatten verheerende Wirkung auf das Image des Verbandes. Es gelang Georg von Waldenfels nicht, die wichtigsten deutschen Tennis-Protagonisten in die Arbeit einzubinden. Der Präsident stritt mit dem, zugegeben, schwierig zu disziplinierenden Thomas Haas und dessen noch schwierigeren Vater Peter Haas. Von Letzterem musste er sich sogar in einer unverschämten E-Mail veralbern lassen: „Sehr geehrter Herr Wallenfels“. Der Präsident entließ auch Daviscup-Teamchef Michael Stich, der ihm mangelnde Kommunikation vorwarf. Und Anke Huber war sich nicht sicher, ob der DTB überhaupt ihre Telefonnummer besitze.

Nun will der Präsident es besser machen und setzt alles auf Becker. Das ist auch gefährlich. Stimmen die Informationen der „Stuttgarter Zeitung“, hat sich der Präsident in dem Vertrag mit dem Tennisstar über den Tisch ziehen lassen. Das Risiko für die Vermarktung des Rothenbaum-Turniers liege zu einem großen Teil beim Verband, berichtete die Zeitung. Auch ist fraglich, ob es Becker gelingt, das Turnier zu retten. „Ein Sportevent mit starken Livestyle-Aspekten“, kündigte Beckers Berater Robert Lübenoff an, Tennis solle „talk-of-the-town“ werden. Das dürfte am ehesten gelingen, wenn Becker über sein Privatleben plaudert..

Dass ein Funktionär Inhalte des Vertrages mit Becker öffentlich machte, offenbart, dass es eine Opposition zu Georg von Waldenfels gibt. Dennoch dürfte es bei der Präsidentenwahl keine Überraschung geben. Weil bis gestern kein anderer den Job machen wollte.

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