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Sport: Ein kleiner Ernstfall

Zu Beginn der heißen WM-Vorbereitungsphase siegt die Nationalelf trotz Unterzahl 4:1 in Nordirland

Belfast Die erfreulichste Nachricht gleich zu Beginn: Diesmal gab es keine Probleme mit der deutschen Nationalhymne. Hatte die Delmenhorsterin Sarah Connor beim 2:4 der deutschen Nationalelf gegen Bayern München vergangene Woche noch das „Licht des Glückes“ besungen, ereigneten sich beim Testspiel in Nordirland keine größeren textlichen Unglücke. Die Organisatoren in Belfast spielten einfach die Instrumentalversion der Hymne ab. Auf dem Platz aber waren trotz der Rückkehr der Bayern-Spieler in den Kader gewisse Dissonanzen deutlich spürbar. Nach schwacher erster Halbzeit besiegte die deutsche Nationalmannschaft die Auswahl des nordirischen Verbandes zu dessen 125. Geburtstag 4:1 (1:1).

Das Testspiel im verregneten Windsor Park leitete die entscheidende Phase des Weges der Mannschaft von Bundestrainer Jürgen Klinsmann zur Weltmeisterschaft im nächsten Jahr ein. Nach der Begegnung gegen Russland am Mittwoch in Mönchengladbach steht mit dem Konföderationen-Pokal (15. bis 29. Juni) schon die große Generalprobe für das Turnier im eigenen Land an.

In eine echte Turniersituation hatte sich die deutsche Elf aber bereits nach 14 Minuten vor 14 500 Zuschauern in Belfast manövriert: 0:1 hinten und nur noch zehn Spieler auf dem Feld. Verteidiger Robert Huth hatte nach einer der vielen kleinen Abwehrunsicherheiten versucht, einen Schuss des Nordiren Keith Gillespie für den geschlagenen Jens Lehmann zu klären. Mit regulären Mitteln war dies nicht mehr möglich, deswegen nahm er die Hand zur Hilfe – mit dem Resultat einer Roten Karte und eines Elfmeters. David Healy verwandelte sicher.

Zumindest die direkte Reaktion der deutschen Mannschaft wies durchaus eine gewisse WM-Reife aus – Gerald Asamoah erzielte nur eine Minute später nach Flanke von Michael Ballack völlig freistehend den Ausgleich. Trotzdem war die Mannschaft gegen den 113. der Weltrangliste weit von dem „Powerfußball“ entfernt, den sich ihr Trainer Klinsmann vorstellt. Natürlich war das auch bedingt durch die nummerische Unterlegenheit, doch schon zuvor hatten nur Ballack mit einem Fernschuss und Kevin Kuranyi mit einem Kopfball für Gefahr vor dem nordirischen Tor gesorgt. Wie schon beim Spiel am Donnerstag in München fiel dagegen die instabile Abwehr negativ auf. Nach dem Platzverweis erspielte sich das Team zum Ende der ersten Halbzeit keine nennenswerte Chance mehr, im Gegenteil: Vor allem der künftige Bremer Patrick Owomoyela offenbarte auf der rechten Abwehrseite immer wieder Schwächen und leitete zwei große Chancen der Gastgeber zur erneuten Führung ein. Doch Davis und Jones vergaben.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit sollten Sebastian Deisler und Bastian Schweinsteiger das zähe Spiel der Deutschen im Mittelfeld beleben. Die beiden Bayern brachten tatsächlich mehr Schwung, vor allem Schweinsteiger knüpfte an seine starke Leistung vom Donnerstag an. In der 50. Minute scheiterte Michael Ballack nach dem bis dahin besten Angriff der Deutschen nur knapp. Dennoch tauchten die Nordiren immer wieder gefährlich vor Jens Lehmann auf, der keine besonders souveräne Vorstellung zeigte. Steve Jones brachte den als Verteidiger aufgestellten gelernten Mittelfeldspieler Thomas Hitzlsperger mehrmals in Schwierigkeiten. Die deutsche Mannschaft benötigte zwei Standardsituationen, um das letzte Teilstück Richtung WM mit einem positiven Ergebnis zu betreten.

Die Ausführung war dem besten Mann mit dem Adler auf der Brust vorbehalten. Zunächst traf Michael Ballack per Kopf nach einem Freistoß von Deisler in der 62. Minute zur Führung. Nur drei Minuten später erzielte er das 3:1 per Elfmeter, nachdem Gillespie Schweinsteiger im Strafraum gefoult hatte. In der 73. Minute gönnte Jürgen Klinsmann seinem Kapitän ein früheres Dienstende und tauschte ihn gegen Tim Borowski aus. Danach traf der eingewechselte Lukas Podolski an seinem 20. Geburtstag nach einem Konter noch zum 4:1. Doch wenn das Spiel in Belfast auch sonst nur wenig Eindrücke über die tatsächliche Leistungsfähigkeit der Nationelelf lieferte, eines dürfte dem Bundestrainer spätestens seit gestern Abend absolut klar sein: Ohne Michael Ballack ist die Mission WM-Titel praktisch eine aussichtslose. Tsp

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