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Sport: Ein letztes Mal Olympia

Wasserball-Bundestrainer Stamm will nach London.

Berlin - Hagen Stamm ist aufgeregt. Dabei hat der kräftige 51-Jährige eigentlich schon alles erlebt in seiner sportlichen Laufbahn als aktiver Wasserballer und später als Trainer am Beckenrand. Auch der Beruf als Fahrradgroßhändler trägt dazu bei, dass der frühere Weltklasse-Center abgehärtet ist. Doch jetzt ist er aufgeregt. Mal redet er noch mehr als sonst, mal ist er brummig – ein sicheres Zeichen für seinen inneren Aufruhr. Denn bei dem heute beginnenden Turnier im kanadischen Edmonton will sich Stamm für seine sechsten und letzten Olympischen Spiele qualifizieren. Der bekannteste Wasserballer Deutschlands hört nach den Spielen in London als Bundestrainer auf.

Vor zwölf Jahren hat Stamm die Geschicke des Nationalteams übernommen, da war es mit der verpassten Teilnahme an den Olympischen Spielen in Sydney gerade am Tiefpunkt. 2004 in Athen wurde man mit Stamm bestaunter Fünfter und schaffte auch danach noch manches Achtungsergebnis, wie zuletzt Rang fünf bei der EM in Eindhoven. 2004 in Rio gewann Stamms Team das letzte Qualifikations-Weltturnier für die Spiele in Athen, 2008 kam man in Rumänien bis ins Finale des Turniers. Bei Olympia in Peking kam dann zwar nur Rang 10 heraus, aber das soll diesmal besser werden.

In der Zielvereinbarung zwischen dem Deutschen Schwimmverband (DSV) und dem DOSB ist Platz sechs als Vorgabe notiert, mit Tendenz zur Medaillenchance. „Ein Hammer“, wie Stamm sagt. Erstmal muss man sich in Edmonton freilich qualifizieren, und das ist keine Kleinigkeit. Die ersten beiden Gruppenspiele haben es in sich – die Gegner Rumänien heute und Vizeeuropameister Montenegro am Montag können nur in Bestform geschlagen werden. Die Niederländer sind am Dienstag Außenseiter, dann folgen am Mittwoch die Griechen – ein Schlüsselgegner. Zum Abschluss der Gruppenphase warten am Donnerstag die Mazedonier, gegen die gerade erst in der Weltliga verloren wurde. „Die haben schnell mal noch fünf neue Pässe vergeben, wo die Druckfarbe noch frisch war“, erzählt Stamm. An Spieler aus Serbien und Kroatien, die derzeit das Niveau in der Welt mitbestimmen. Bei erfolgreicher Qualifikation für Olympia in London steht den Mazedoniern eine lebenslange Rente von 800 Euro pro Monat in Aussicht.

Auch für Hagen Stamm sind Edmonton und die Spiele in London, für die sich sein Team in einem möglichen Viertelfinale am Freitag qualifizieren kann, besondere Wettkämpfe. Nach Lage der Dinge befindet der 51-Jährige sich auf Abschiedstour. Im Vorfeld hat er bereits mehrfach davon gesprochen, dass er wohl nach den Spielen sein Amt aufgibt und an Co-Trainer Nebojsa Novoselac, der auch die Wasserfreunde Spandau trainiert, übergibt. Ob sich daran etwas ändern kann, beantwortet Stamm mit dem Hintertürchen: „Momentan spricht nichts dafür.“

Als Team seien die Deutschen in seiner Amtszeit kontinuierlich besser geworden, „wir haben alle Großen irgendwann mal geschlagen“. Bei den Gegnern hat der Bundestrainer wachsenden Respekt bemerkt. Und weil das so ist, ist Stamm überzeugt: „Wir werden in London bei der Eröffnung mit einmarschieren!“

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