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Sport: Ein Mann bremst sich

Schwimmer Rupprath revidiert seine Olympiaziele

Berlin - Hennig Lambertz hat kein bekanntes Gesicht, er hat auch keinen durchtrainierten Körper, er ist nur Trainer, aber er kommt trotzdem. Er muss als Vertretung reichen. Denn Thomas Rupprath lässt der Coach am Samstagabend nicht in die Berliner Disco „Matrix“, wo ein ultramoderner Badeanzug vorgestellt wird. Dessen Hersteller sponsert zwar den Top-Schwimmer Rupprath und wünschte sich die Präsenz seines Vertragspartners. Aber Lambertz sagte: „Thomas hat am Sonntag sein Hauptrennen, er muss sich vorher ausruhen.“ Rupprath kämpft am Sonntag bei den deutschen Schwimm-Meisterschaften über 100 m Schmetterling ums Olympia-Ticket. Er ist Favorit. Und heute schon startet er über 200 m Schmetterling.

Wichtige PR-Auftritte hatte er auf Januar und Februar gelegt: Rupprath in einem Hamburger Hotel beim Krafttraining, Rupprath in Rostock in der Schule seiner Tochter, angehimmelt von deren Mitschülern. Alles ausgiebig gefilmt. Stoffe für die Boulevardmagazine des Fernsehens, ausgestrahlt werden die Szenen im Juli und August. Motto: Rupprath, der Star. Nur Franziska van Almsick ist in der deutschen Schwimm-Szene von Medien und Sponsoren gefragter als Rupprath. Sechs Werbeverträge besitzt der Weltrekordler über 50 m Rücken. Pech für ihn: Diese Strecke ist nicht olympisch.

Sein Gesicht, seine Ausstrahlung, seine Erfolge, die Mischung wirkt unverändert. Dabei ist er ausgerechnet vor Olympia von seinem größten Ziel weiter entfernt als je zuvor. „Ich will mit Weltrekordzeit Olympiasieger über 100 m Schmetterling werden“, hatte er Anfang 2003 verkündet. Damals war er nur sieben Hundertstelsekunden vom Weltrekord entfernt. Nach dem WM-Finale von 2003 war er eine Sekunde von der Bestzeit entfernt. Ian Crocker (USA) hatte Rupprath, den WM-Fünften, deklassiert. Gold als realistisches Ziel ist längst gestrichen. Lambertz sagt: „Es ist wahnsinnig schwer, in Athen überhaupt eine Medaille zu holen.“ Rupprath spricht intern auch nur noch von einer Medaille. Gestern, bei einem Pressetermin, redete er sogar nur noch von einer Medaille mit der Lagenstaffel.

Natürlich hat er die Mission Olympia, mit den Deutschen Meisterschaften als Generalprobe, trotzdem gut vorbereitet. Er tingelt nicht mehr wie früher zu lukrativen Sportfesten. Er hat seinen Start verbessert und seine Tauchphasen verkürzt, vor allem aber hat er seinen Eifer gebremst. Rupprath ist ein unruhiger Mensch, der Bäume schnitt oder einen Teich anlegte, wenn er sich eigentlich ausruhen sollte. Nach der Kurzbahnsaison 2002/2003 trainierte er nach einer Woche Pause zu schnell zu hart, prompt fiel er ins Leistungsloch. Jetzt arbeitet der Europameister über 100 m Rücken dosierter.

Die Gefahr, dass er ohne Olympiamedaille an Marktwert verliert, ist allerdings eher gering. „Sein Marktwert hängt nun nicht bloß von Platzierungen ab, sondern auch davon, ob er erkennbar sein Bestes gibt“, sagt sein Manager Stefan Füg. Das ist einerseits ein Pflichtspruch, andererseits nicht völlig falsch. Popularität hat Rupprath ja jetzt schon. Und zumindest ein prominenter Talkmaster, der bei den Spielen vor Ort ist, hat ihn für Athen schon fest gebucht. Am 21. August plaudert Rupprath bei „Beckmann“.

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