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Sport: Ein Mann für alle Bälle

Jochen Schöps will mit Friedrichshafen den SCC besiegen

Berlin. Wenn Jochen Schöps nach dem Training in der Umkleidekabine sitzt, muss er manchmal auf das Knie von Bogdan Jalowietzki starren. Schöps, Volleyballspieler beim VfB Friedrichshafen, hört dann seinen Mannschaftskapitän Jalowietzki murmeln: „Oh Mann, jetzt habe ich wieder Wasser in den Knien.“ Bisweilen sagt Jalowietzki auch gar nichts und verzieht nur sein Gesicht vor lauter Schmerzen. Diese Leidensfähigkeit beeindruckt Schöps immer wieder. „Der Bogdan ist für mich von seiner Willensstärke her ein Vorbild“, sagt er.

Schöps ist 20 Jahre alt und war bisher selten verletzt. Er kennt es nicht, starke Schmerzen zu haben. Und wenn es einmal so wäre, dann würde er sicher ebenfalls auf die Zähne beißen. „Ich gehe auch ans Limit“, sagt er. In Friedrichshafen loben sie seine Härte gegen sich selbst. Anfang Februar litt er zweieinhalb Wochen an einer Lungenentzündung. Zwei Wochen lang lag er im Bett, die restlichen Tage saß er bereits wieder auf der Tribüne. „Ich wollte unbedingt mein Team unterstützen.“

Genau solche Typen sucht sein Trainer. Stelian Moculescu hat einmal abfällig gesagt: „Was will ich mit einem Spieler, der sich auswechseln lässt, wenn er einen Ball an den Kopf bekommt?“ Wegen solcher Lappalien lässt sich Schöps nicht auswechseln. Unlängst, im zweiten Finalspiel der Serie Best of five um die deutsche Meisterschaft gegen den SC Charlottenburg (1:3), nahm Moculescu Jochen Schöps aus anderen Gründen vom Feld: Er konnte sich gegen den gegnerischen Block einfach nicht durchsetzen.

Schöps ist Diagonalangreifer. Der Diagonalangreifer ist im Volleyball der Mann für die schwierigen und entscheidenden Angriffsbälle. „Die Position kam für mich schon überraschend“, sagt Schöps. Im ersten Finalspiel gegen den SCC sorgte er für 34 direkte Punkte – eine überragende Bilanz. Der VfB siegte in Berlin 3:2, dann folgten zwei Heimniederlagen, bei denen Schöps auch „nicht weiß, was da los war“. Heute tritt Friedrichshafen zum vierten Finalspiel wieder beim SCC an (15 Uhr, Sömmeringhalle).

Es ist für Schöps eine Reise in die Vergangenheit. Er spielte in der vorigen Saison noch für den VC Olympia Berlin. Dort, wo die größten Talente des deutschen Volleyballs zusammengezogen werden. Die zukünftigen Nationalspieler sollten in der Bundesliga hochwertige Spielpraxis erhalten. Da wusste Moculescu längst, welches Potenzial Schöps hat. Der Rumäne ist auch Bundestrainer, er holte ihn 2003 in den Kader der Männer-Nationalmannschaft.

Seither hat sich Schöps enorm entwickelt. „Ich habe meinen Aufschlag und meine Angriffsaktionen verbessert“, sagt er. „Ich bewundere Moculescus Einstellung zum Sport. Der lebt für Volleyball.“ Auch Schöps lebt für den Sport. Er will lernen. Wenn Schöps über sich redet, dann mit der Zurückhaltung, die einen souveränen Umgang mit der eigenen Stärke und den eigenen Grenzen ausdrückt. „Ich schaue mir bei allen etwas ab“, sagt er.

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