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Sport: Ein Mensch in der Formel 1

In der Formel 1 ist wenig Platz für Menschen. Im Renngeschäft herrscht eine ausgeprägte Lagermentalität, die offiziell kein „Ich“ kennt, sondern nur das „Wir“ und das „Die“.

In der Formel 1 ist wenig Platz für Menschen. Im Renngeschäft herrscht eine ausgeprägte Lagermentalität, die offiziell kein „Ich“ kennt, sondern nur das „Wir“ und das „Die“. Die Scheu vor der Individualmeinung und der öffentlichen Kritik am eigenen Lager geht so weit, dass die meisten Piloten nicht einmal das Catering ihres Teams bemängeln würden.

Nun bricht ausgerechnet der Weltmeister, bis vor kurzem auch Meister der Selbstbeherrschung, diesen Kodex. Nach drei sieglosen Monaten befand Fernando Alonso zunächst, dass die Formel 1 für ihn wegen fortwährender Benachteiligungen gar kein Sport mehr sei, dann schalt er Team und Teamkollegen öffentlich der mangelnden Unterstützung. So angenehm sich diese Worte abheben von immergleichen Bekundungen wie „Das Team hat einen tollen Job gemacht“, so unklug sind sie aber auch: Nestbeschmutzer wie Alonso werden auch in der Formel 1 nicht gern gesehen, und schon gar nicht bei seinem künftigen Arbeitgeber McLaren-Mercedes, der sich mit professioneller Kühle dem Wohl seiner Autos widmet.

Auch die Stimmung bei seinem jetzigen Team Renault und die Opferbereitschaft der Mitarbeiter für Alonso werden sie nicht heben. Im Duell mit Michael Schumacher, der sein Lager bis zum letzten Rennen zu begeistern und anzuspornen weiß, könnte dies ein entscheidender Nachteil sein. Wenn Fernando Alonso den Titel in der Formel 1 noch verlieren sollte, dann wohl auch, weil er einen großen Fehler gemacht hat: Er hat gezeigt, dass er ein Mensch ist. Seite 23

Christian Hönicke

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