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Sport: Ein Modell und seine Grenzen

Für Schalke ein "lebenswichtiger Schritt" in BerlinVON MARKUS HESSELMANNDer Kapitän kann es nicht mehr hören: "Alle erwarten, daß wir in Berlin verlieren", sagt Olaf Thon, Libero des heutigen Hertha-Gegners FC Schalke 04.Warum die negative Stimmung beim zuletzt so erfolgsverwöhnten Verein?

Von Markus Hesselmann

Für Schalke ein "lebenswichtiger Schritt" in BerlinVON MARKUS HESSELMANNDer Kapitän kann es nicht mehr hören: "Alle erwarten, daß wir in Berlin verlieren", sagt Olaf Thon, Libero des heutigen Hertha-Gegners FC Schalke 04.Warum die negative Stimmung beim zuletzt so erfolgsverwöhnten Verein? "Die Leute denken, daß wir uns nur noch auf Inter Mailand und den UEFA-Cup konzentrieren." Den Unkenrufen aus dem Umfeld widerspricht der Nationalspieler vehement.Denn der lebenswichtige Schritt in den internationalen Fußball führt für Schalke über Berlin."Wir haben bessere Chancen, uns in der Bundesliga wieder für den Europapokal zu qualifizieren, als im UEFA-Cup."Das war in der letzten Saison anders.Die Doppelbelastung wurde den Schalkern in der Rückrunde zuviel.Vor dem Final-Rückspiel in Mailand schonte Trainer Huub Stevens am drittletzten Bundesliga-Spieltag bei 1860 München seine Stars.Den Kontakt zu den UEFA-Pokal-Rängen hatte man ohnehin verloren.Schalke unterlag in München, gewann aber vier Tage später in San Siro den UEFA-Cup.Heute will Stevens von solchen Pokerspielchen nichts hören.Er werde niemanden schonen, das Hertha-Spiel habe Priorität, beteuert der Holländer.Neun Spieltage vor Schluß liegt sein Team auf einem UEFA-Cup-Platz und tat mit einem 1:0 über Bayern München gerade wieder was fürs Selbstvertrauen.Eine Talfahrt wie im vergangenen Jahr steht nicht zu befürchten, obwohl das Prunkstück des Teams, die beste Abwehr der Liga, mit dem Ausfall des gesperrten Thomas Linke auseinanderfällt."Wir haben fünf Leute, die Linkes Part übernehmen können: Kurz, Eigenrauch, Müller, Tapalovic und van Hoogdalem", zählt Thon auf."Alle kann man sofort dort einsetzen", sagt Stevens und verweist auf das starke Spiel, das der Ex-Dortmunder Marco Kurz auf Anhieb im letzten Jahr beim FC Valencia machte.Nichts gegen Kurz und Co., aber im Gegensatz etwa zu Inter lauern hinter den Schalker Stammspielern keine weiteren Stars.Doch das hat in Gelsenkirchen Methode.Für Manager Rudi Assauer und Trainer Stevens ist das Kommen und Gehen im Riesenkader des Nachbarn Borussia Dortmund kein Vorbild.Die Spieler, für die sich die beiden entscheiden, genießen erst einmal einen Vertrauensvorschuß.So war es für die Fans im vergangenen Jahr nicht immer nachvollziehbar, daß der jetzt so starke, damals aber oft unauffällige Marco van Hoogdalem so schnell zum Stammspieler wurde.Und als sich Stürmer Youri Mulder schwer verletzte, verfielen die Schalker nicht in Aktionismus, sondern holten mit René Eijkelkamp einen Veteran.Die Tür für Mulder blieb offen.Doch das Schalker "Kontinuitäts-Modell" stößt an seine Grenzen, wenn solventere Klubs locken.Bei Torwart Lehmann und Verteidiger Linke - beides Jungnationalspieler - war die Schmerzgrenze bei millionenschweren Gehaltsaufbesserungen bald erreicht.Thomas Linke geht am Saisonende zu den Bayern, Jens Lehmanns Status ist nach der Paragraph-elf-Entscheidung um BVB- Torwart Stefan Klos unklarer denn je.Wie Klos vor Gericht sein Wechselrecht erstreiten, will Lehmann nach eigener Aussage zunächst nicht.Statt dessen hofft der vom AC Mailand Umworbene, daß der DFB den ominösen "Anti-Bosman-Paragraphen" bald streicht.Im Stillen mag Lehmann auch spekulieren, daß der Verein bei seinen Bezügen nun doch noch ein Schüppchen drauflegt.Assauer hält derweil demonstrativ nach Torwart-Kandidaten Ausschau.Das Team, so versichert er, werde nicht ausbluten.Immerhin verpflichtete Schalke mit Sven Kmetsch vom HSV bereits einen Nationalspieler.Und auch der Belgier Nico van Kerckhoven, mit dem verhandelt wird, bringt die in Gelsenkirchen wieder zum Anforderungsprofil gehörende internationale Erfahrung mit.

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