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Sport: Ein Prozess als Chance

Welchen Leistungssport will diese Gesellschaft eigentlich? Und wo sind die Grenzen, die ein Berufsathlet unbedingt einhalten muss?

Welchen Leistungssport will diese Gesellschaft eigentlich? Und wo sind die Grenzen, die ein Berufsathlet unbedingt einhalten muss? Bislang sind die Grenzen zwar durch Regeln festgelegt, aber sie wurden nicht als Grundsätze diskutiert. Und es gibt eine regelfreie Grauzone. Der frühere Leichtathletiktrainer Thomas Springstein hat mit größtem Engagement versucht, diese Grauzone zu beherrschen, um die Leistung seiner Athleten um noch so kleine Bruchteile zu steigern. Das Strafverfahren gegen ihn bietet die Chance, sich mit den Grundsätzen des Leistungssports zu befassen. Springstein muss sich von diesem Montag an vor dem Amtsgericht Magdeburg verantworten. Es geht aber um mehr, denn die Öffentlichkeit wird auch über die dahinter stehende Einstellung zum Sport urteilen.

Es gab einmal das Ideal des „humanen Leistungssports“, ethische Leitsätze sollten dem Leistungsgedanken als Zügel angelegt werden, so wie die Marktwirtschaft in der Bundesrepublik auch sozial sein soll. Springstein hält davon wenig. „Es gibt keine Weltmeisterschaften für humane Leichtathletik“, hat er einmal gesagt. Das war einerseits entlarvend, andererseits ehrlich. Es ist schließlich nicht nur Springstein, der den humanen Leistungssport gefährdet, es sind genauso Sportfunktionäre, etwa wenn sie den Leistungssport als glückliche Familie verklären, aber über die Grundsätze nie Klarheit geschaffen haben. Vielleicht ist ihr Hass auf Springstein auch deshalb so groß, weil er mit seinem grenzwertigen Verhalten im Sport eine Wunde aufgerissen hat, die sie so schnell nicht schließen können.

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