zum Hauptinhalt

Sport: Ein Punkt in Dortmund genügt Mainz nicht mehr

Die selbstbewussten Spieler von Trainer Jürgen Klopp geben sich mit der Rolle des Emporkömmlings nicht mehr zufrieden

Dass Jürgen Klopp ein Fußballfachmann ist, der das Spiel mit viel Witz und Sachverstand zu erläutern versteht, wissen die Deutschen spätestens seit der Weltmeisterschaft. Auch zu den Vorstellungen seiner Mannschaft fällt dem Mainzer Trainer meist Geistreiches ein. Das war auch nach dem 1:1 (0:0) bei Borussia Dortmund so, das den Mainzern mit vier Punkten aus zwei Spielen „den besten Saisonstart aller Zeiten“ bescherte, wie Klopp ironisch grinsend verkündete. Die Mainzer hatten den Punkt verdient, weil sie auch in der größten Dortmunder Drangperiode nicht die Übersicht verloren. Oder, um es in Klopp’scher Diktion zu erzählen: „Dortmund hat schwer gedrückt, aber meine Mannschaft hat die Räume intelligent genutzt. Von ein paar kniffligen Situationen abgesehen, haben die Jungs das sehr gut gelöst“, sagte der 39-Jährige.

Es hat den Anschein, als habe der Kulttrainer Klopp den Sommer nicht nur genutzt, um den Deutschen die Darbietungen der besten Fußballer der Welt aufzuschlüsseln, sondern auch, um im Hauptberuf gute Arbeit zu leisten. Das vermeintliche Karnevalsensemble präsentierte sich in Dortmund als grundsolide Mannschaft, die auch im dritten Jahr ihrer Bundesligazugehörigkeit eine Bereicherung für die höchste Spielklasse ist. Dortmunds Trainer Bert van Marwijk war beeindruckt. „Kompliment an Mainz“, sagte der Holländer. „Die kommen unglaublich schnell raus und spielen ihre Konter sehr gut. Die haben eine gute Fußballauffassung.“

Nicht nur das. Mittlerweile agiert das Team auch mit dem Selbstverständnis, nicht mehr nur der Emporkömmling zu sein, der ab und zu mal ein paar Punkte einsammeln darf. Die Mainzer fühlen sich als Etablierte, die Ansprüche formulieren. Klopp berichtete in Dortmund davon, „dass die Jungs nach dem Spiel in der Kabine keinen superglücklichen Eindruck gemacht haben“. Ein Eindruck, den Manuel Friedrich bestätigte. „Wir sind enttäuscht, weil wir uns vorgenommen hatten, hier zu gewinnen.“ Ab der 80. Minute, so der Manndecker, der am Mittwoch gegen Schweden als erster Mainzer zu Länderspielehren in der deutschen Mannschaft gekommen war, „war ich fest davon überzeugt, hier zu gewinnen“. Tatsächlich hatten die Gäste „den Respekt vor der gelben Wand schnell abgelegt“, wie es Friedrich mit Blick auf die wie immer von Fanscharen gelb leuchtende Südtribüne formulierte.

Dazu kam, dass dem eingewechselten Edu 40 Sekunden nach Amedicks Führungstreffer Mitte der zweiten Halbzeit der Ausgleich gelang. Oder war das mehr als Glück? Klopp erklärte es so: „Wenn ihr schon in Rückstand geratet“, habe er seinen Spielern in der Pause gesagt, „dann schlagt zurück, so lange die Dortmunder noch die Arme zum Jubeln oben haben“. Um feixend hinzuzufügen: „Es ist fantastisch, wie gut die Jungs auf mich hören.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false