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Sport: Ein Punkt, kein Tor – Eintracht Frankfurt rutscht immer weiter ab

Frankfurt am Main - Der Gesichtsausdruck verriet Besorgnis. Und aus seinen Worten klang Verzweiflung.

Frankfurt am Main - Der Gesichtsausdruck verriet Besorgnis. Und aus seinen Worten klang Verzweiflung. „Wir waren dem Gegner in allen Belangen unterlegen und hatten ihm nichts entgegenzusetzen“, sagte Heribert Bruchhagen, um nach diesem Statement auf dem Absatz kehrt zu machen. Wenn der Ostwestfale, der seit 2003 den Vorstandsvorsitz bei Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt inne hat, sich so verhält, ist Gefahr im Verzug. Den Begriff „Krisenphase“ gebrauchte Bruchhagen dann später selbst.

Die Alarmzeichen am Main sind ja auch verheerend, ein Punkt aus fünf Rückrundenspielen, kein Tor im neuen Jahr – die Hessen stellen bislang das schlechteste Team der Rückrunde. Dazu kommen schon sechs Heimniederlagen und die wenigsten Treffer (24) aller Bundesligisten. Spätestens mit dem 0:3 gegen Bayer Leverkusen ist der Trend so stringent negativ, dass der Benjamin Köhler eine drastische Zustandsbeschreibung wählte: „Die ganze Rederei bringt doch nichts. Aber die Rückrunde ist totale Scheiße.“ Eigentlich mit dem ambitionierten Ziel angetreten, im zweiten Jahr unter Trainer Michael Skibbe stattliche 50 Punkte aufs Konto zu schaufeln, wäre jetzt schon jeder bei der Eintracht froh, wenn der Klassenerhalt frühzeitig gesichert wäre.

Doch danach sieht es nicht aus. Im Gegenteil. Gegen Leverkusen wirkte Frankfurt so leblos und mutlos, dass die Zuschauer die untauglichen Bemühungen früh mit gellenden Pfiffen quittierten. Auffällig, dass gerade die langgedienten Eintracht-Leistungsträger, die zum Teil um längerfristige Verträge und höhere Gehälter gepokert haben oder noch pokern, derzeit völlig außer Form sind: Patrick Ochs, Marco Russ, Alexander Meier, Benjamin Köhler oder Pirmin Schwegler waren allesamt Totalausfälle. Was im Frankfurter Stadtwald automatisch die Frage aufwarf, ob das kollektive Versagen etwas mit dem Zerwürfnis zwischen Trainer Skibbe und Stürmer Ioannis Amanatidis zu tun hat.

Der Grieche und Skibbe sind seit jeher in herzlicher Abneigung verbunden, nun eskalierte die Situation nach kritischen Amanatidis-Interviews – Skibbe warf den Profis aus dem Kader. „Er hat sich mehrfach negativ geäußert, dann muss er mit solchen Konsequenzen rechnen“, erklärte Skibbe. Welche Wellen die Verbannung des früheren Publikumslieblings auf die Tribüne schlägt, machte Aufsichtsratschef Wilhelm Bender deutlich: „Es wäre besser gewesen, sich auf das Spiel zu konzentrieren, als in Interview-Kriegen Zwietracht in die Mannschaft zu tragen. Das ist nichts, was uns voranbringt. Das belastet die Spieler.“ In dieser Deutlichkeit hat das schlechte Krisenmanagement der Eintracht noch nie ein Offizieller angesprochen. Bruchhagen wiederum dürften solche Äußerungen nicht gefallen; er aber vertritt ohnehin die These, dass aufgeregte Untergangsszenarien nicht angebracht sind: „In der Vergangenheit hat uns immer ausgezeichnet, dass wir uns in Krisenphasen nicht nervös haben machen lassen“, sagte er.

Seine Miene ließ am Wochenende nicht erahnen, ob er diesen Worten auch Glauben schenkt. Frank Hellmann

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