zum Hauptinhalt

Sport: Ein Regisseur assistiert

Krassimir Balakow soll beim VfB Stuttgart Kotrainer werden

Stuttgart. Felix Magath berichtet manchmal von diesem Tag, als Krassimir Balakow plötzlich vor ihm stand. „Trainer, ich muss mit Ihnen reden“, sagte Balakow. „Komm“, sagte Magath. Und so unterhielten sie sich. Der scheidende und der ehemalige Star. Sie kennen beide Sorgen und Nöte, die Mittelfeld-Regisseure so mit sich herumschleppen. Und der ehemalige Nationalspieler Magath weiß aus eigener Erfahrung um die Sorgen Balakows, der vor dem Ende der Karriere steht und nächsten Sommer in eine neue Rolle schlüpfen will. „Es gibt eine Seelenverwandtschaft zwischen uns beiden“, sagte Magath.

Nun soll Balakow Assistent von Magath werden. Nicht nur das: Es ist eine Doppelaufgabe, die zur Debatte steht. Der 37-jährige Bulgare soll neben seinem Job als Trainer auch als Spieler zur Verfügung stehen, wenn es klemmt. „Ich hoffe Krassimir bleibt dem Klub erhalten.“ Balakow könnte den Schwaben mit seiner Erfahrung nützlich sein, sagt Magath. „Schließlich hat er beste Kontakte nach Südeuropa und Südamerika.“

Es ist alles für die 16 Spiele lange Abschiedstour von Balakow vorbereitet. Doch es bleiben Zweifel. Bei Balakow, beim Klub, bei Magath. Ein Spannungsfeld mit allen Schattierungen. Nach dem 2:1-Sieg in Kaiserslautern gab es Menschen, die ihn am liebsten überredet hätten, noch ein Jahr zu spielen, weil er die Partie fast im Alleingang im Mittelfeld gewann. Sein Gehalt von rund 2,6 Millionen Euro ist aber nicht mehr im Etat des Vereins. Über sein neues Salär wird verhandelt. Sie können ihn mit ihren 16,6 Millionen Euro Schulden nicht mehr wie bisher bezahlen. Zum Thema Geld sagt Balakow: „Ich habe es satt und es interessiert mich nicht mehr.“ Wegen seines hohen Gehalts musste der Mann sich oft einen Abzocker oder Rebellen schimpfen lassen. Künftig will er für 500 000 bis 600 000 Euro im Klub seinen Dienst verrichten.

Dabei haben sie ihn nicht immer liebevoll behandelt beim VfB. Balakow hat geschwiegen, als der Klub ihm zustehende Gelder eines einstigen Ausrüsters benutzte, um seinen Haushalt zu speisen. Den Rest der Geschichte aus Wahrheiten und Halbwahrheiten diktierte der Markt. 1997, als der damalige VfB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder den Vertrag mit Balakow aushandelte, wollte Bayern München den Bulgaren. Seinen ehemaligen Stuttgarter Mitspieler Giovane Elber hatten die Münchner schon. 25 Millionen Mark war Bayerns Manager Uli Hoeneß bereit, für Balakow zu zahlen. Mayer-Vorfelder wollte jedoch nach Elber nicht auch noch den Bulgaren ziehen lassen und kreierte einen Vertrag, der sich immer um ein Jahr verlängert, wenn Balakow einen Arzt präsentiert, der ihn für bundesligatauglich erklärt. Den Gang zum Arzt wird sich Balakow nun ersparen.

Balakow will einen Abschied in Ehren. Deshalb gibt er jetzt noch ein paar Monate den Lehrmeister für die jungen Stuttgarter wie Aleksandr Hleb, Kevin Kuranyi oder Andreas Hinkel. Mit sechs Spielern, die aus der eigenen A-Jugend kommen, siegten die Schwaben in Kaiserslautern. Ab dem Sommer wird Balakow selbst zum Lehrling – von Felix Magath. Wenn alles gut geht und der Aufsichtsratsvorsitzende Dieter Hundt den Deal absegnet. Und darauf hofft Krassimir Balakow, denn: „Es ist eine gute Gelegenheit, Schluss zu machen.“

Zur Startseite