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Sport: Ein Rennstall als Spekulationsobjekt

Der Investitionsberater Oliver Behring aus Weyhe bei Bremen hat das Formel-1-Team Arrows gerettet

Berlin. Bisher war Oliver Behring nicht sonderlich bekannt in Formel-1-Kreisen. Wie auch – er ist Investitionsberater, handelt mit Vermögensbeteiligungen, baut Tankschiffe und produziert Kinderfilme. Das ist eine ungewöhnliche Kombination. Doch jetzt ist der 37-Jährige aus dem Örtchen Weyhe bei Bremen plötzlich auch noch Eigentümer des Formel-1-Teams Arrows. Der Geschäftsführer der Firma „Asset Trust & Partners GmbH“ übernahm am Montag die Mehrheit am vom Konkurs bedrohten Rennstall. Wenn auch nur für ein paar Tage.

Denn der eigentliche neue Eigentümer des ehemaligen Teams von Heinz-Harald Frentzen ist ein Scheich aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Behring hatte ihn als Geldgeber an Arrows vermittelt. Mit einer zweistelligen Millionensumme wollte er den Fortbestand des Rennstalls sichern. Doch der bisherige Anteilseigner Morgan Grenfell, eine Tochter der Deutschen Bank, weigerte sich lange, dem Deal zuzustimmen. Vor allem, weil ihm ein dreistelliger Millionenbetrag lieber gewesen wäre. Als er schließlich doch einwilligte, wäre das Geld nicht mehr rechtzeitig eingetroffen, um die dringlichsten Verbindlichkeiten wie ausstehende Gehälter zu decken. Der Konkurs stand bevor. „Also sind wir in die Bresche gesprungen“, sagt Behring. Er gründete die „German Grand Prix Racing GmbH“, die dann die Anteile kaufte. Auch hier ist Behring Geschäftsführer – und bleibt es auch, wenn der Scheich in den nächsten Tagen Mehrheit an der GmbH übernimmt.

Behring hatte von Arrows-Teamchef Tom Walkinshaw den Auftrag bekommen, einen Geldgeber für sein klammes Team zu finden. Auf Anraten des ehemaligen Formel-1-Weltmeisters Alain Prost. Behring hatte einst auch dessen Rennstall retten sollen, „aber da war es schon fünf nach zwölf“. Offensichtlich war Prost dennoch so von den Bemühungen beeindruckt. dass er jetzt Walkinshaw darauf aufmerksam machte. „Der hat mich dann angerufen, und drei Tage später bin ich nach England geflogen“, berichtet Behring.

Es hat sich gelohnt für Walkinshaw, der an der Notlage von Arrows einen nicht unerheblichen Anteil hat. Denn er darf jetzt immerhin weiter Chef des Teams bleiben, auch wenn es ihm nicht mehr gehört. Ein von Morgan Grenfell angestrebter Komplettverkauf hätte Walkinshaw wohl den Arbeitsplatz gekostet. Behring versichert dagegen, „dass Walkinshaw weiterhin das Team führt“, das auch weiter Arrows heißen soll. So darf er auch entscheiden, wer im nächstes Jahr für Arrows fahren wird, nur bei betriebswirtschaftlichen Entscheidungen will Behring mitreden. Wie bei der Sponsorensuche, mit der er sich schon beschäftigt. Der bisherige Hauptsponsor Orange steigt aus, verhandelt wird im Moment mit zwei Kandidaten. Als Nebensponsor ist laut „Weser-Kurier“ die Bremer Firma Digicom im Gespräch, deren Hauptgesellschafter der frühere Fußball-Profi Frank Ordenewitz ist.

Der uneigennützige Retter ist Oliver Behring aber nicht. „Natürlich“, sagt er, „interessieren uns auch die wirtschaftlichen Vorteile.“ Zum Beispiel, dass Arrows zwar kein Spitzenteam, aber allein durch die Formel-1- Zugehörigkeit eine Menge wert ist. Die Plätze sind begehrt, und bis auf weiteres werden keine neuen Teams hinzukommen. Kein Wunder, dass Behring zwar die Mehrheit der Anteile an den neuen Investor abgibt, einen kleinen Teil aber behält. „Man möchte ja schließlich auch Geld verdienen.“

Christian Hönicke

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