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Der Fachmann fürs Sportliche. Carl-Uwe Steeb, früherer Davis-Cup-Spieler, soll auch dafür sorgen, dass Tennis für Sponsoren und Medien attraktiver wird. Foto: dpa

© picture-alliance / dpa/dpaweb

Sport: Ein Retter mit ersten Kratzern

Nach dem Rückzug von Georg von Waldenfels wird Karl Georg Altenburg neuer Chef des Tennis-Bundes. Er will den Verband wieder aufrichten, startete aber selbst nur mit Mühe – und einem alten Bekannten

Berlin - Ein paar Sekunden ging der Beifall sogar in rhythmisches Klatschen über, aber so gehörte sich das ja auch, immerhin wurde gerade der langjährige Präsident verabschiedet. Oben, auf dem Podium, saß Georg von Waldenfels, der Mann, dem dieser Applaus galt, grinste karg und verkündete dann: „Ich bin nicht sicher, ob dieser Beifall meiner Rede galt oder meiner Ankündigung, nicht mehr zu kandidieren."

Vor allem seiner Ankündigung, da kann sich der bisherige Präsident des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) sicher sein. Dass er sich bei der Mitgliederversammlung des DTB in einem Berlin-Hotel gar nicht mehr einer Kampfabstimmung stellte, dass er dem Investmentbanker Karl Georg Altenburg quasi freiwillig sein Amt überlässt, das ist ja nur die letzte Geste einer Gesichtswahrung.

Die wichtigsten Landesverbände, die wollen ihn einfach nicht mehr. Am Samstag fand eine Bundesausschusssitzung statt, da hatten ihm die Landesfürsten dies noch mal sehr deutlich klargemacht. Altenburgs Mehrheit würde stehen.

Warum eigentlich?, fragte man sich bei von Waldenfels’ Rede. Die deutschen Top-Spielerinnen? Beeindruckend stark. Die Nachwuchsarbeit? Ausgezeichnet. „Der DTB ist in einer sehr guten Verfassung“, verkündete er. Da waren einige Zuhörer doch verblüfft.

Dass im Etatentwurf 2012 eine Lücke von 130 000 Euro klafft, dass deshalb Mitgliedsbeiträge erhöht werden müssen, das musste schließlich ja nicht von Waldenfels mitteilen, das erledigte der neue Schatzmeister.

Da war Karl Georg Altenburg bereits seit 90 Minuten neuer DTB-Präsident, gewählt mit 77:32 Stimmen. Und seit 60 Minuten war der neue Mann, der den DTB professioneller aufstellen soll, bereits beschädigt. Eine eigentlich zweitrangige Personalie bekam plötzlich enorme symbolische Bedeutung. Altenburg hatte sich ein komplett neues Präsidium zusammengestellt, mit der bisherigen Führungsgruppe wollte er nicht weiter zusammenarbeiten. Auch der bisherige Jugendwart Herbert Fuchs sollte weichen. Aber den konnte er nicht so einfach abservieren.

Das Vorschlagsrecht für den Posten liegt bei den Landesjugendwarten, und die votierten vorab intern klar für Fuchs. Altenburgs Kandidat Henner Steuber war erstmal gescheitert. Die Landespräsidenten, die über diesen Posten verbindlich abstimmen, lehnten allerdings Fuchs ab. Nächste Sitzung der Jugendwarte, wieder empfahlen sie Fuchs, wieder lehnten die Landesfürsten ab. Aber Steuber war als Kandidat nun verbrannt.

In einer hektisch anberaumten Gesprächsrunde einigten sich die Landesvorsitzenden auf die frühere Spitzenspielerin Eva-Maria Schneider, geborene Schürhoff, als neue DTB-Jugendwartin. Sie hatte sich zuvor vergeblich um den Posten einer Sportwartin beworben. Den Job bekam der frühere Davis-Cup-Spieler Carl-Uwe Steeb, Altenburgs Kandidat.

So hatte sich der neue DTB-Chef seinen Einstieg eigentlich nicht vorgestellt. „Es war ein etwas mühsamer Beginn“, sagte Altenburg in seiner Schlussrede. Er meinte damit vermutlich nicht die holprige Art, in der er nach seiner Wahl die Versammlung leitete und die bei manchem Delegierten nicht so gut ankam.

Aber dann skizzierte er seine Pläne. Den Breitensport will er besonders fördern, die Finanzen sind auch ein wichtiger Bereich. „Wir haben 9000 Klubs und vier Millionen Menschen, die sich für Tennis interessieren.“ Dieses Potenzial müsse man besser ausschöpfen. Vor allem der Nachwuchs liegt ihm am Herzen. „Möglichst viele Kinder wieder auf dem Platz zu haben, ist mein Traum.“ Er redete viel von Ideen und Visionen, ein Sammelsurium von plakativen Sätzen.

Doch die Detailarbeit dürfte ziemlich hart werden. Denn Ralf Boecker sagte auch etwas, allerdings weniger euphorisch. „Die Zahlen sind ernüchternd“, verkündete der neue Schatzmeister. „Es gehört schon viel dazu, positiv in die Zukunft zu schauen.“

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