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Sport: Ein schöner Tag – nicht ohne Tränen

Füchse scheiden im Pokal aus, Nürnbergs Jarolim geht zum HSV

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin . Treffender konnte der Unterlegene seine Gefühle nicht kundtun. „Es war ein schöner Tag“, sagte Christian Backs, der Trainer der Reinickendorfer Füchse. Da waren 2209 Zuschauer an den Freiheitsweg gekommen, dorthin, wo sich sonst bei Heimspielen um die hundert verlieren. Sie erlebten ein beherzt, unbekümmert und respektlos aufspielendes Füchse-Ensemble, dessen Durchschnittsalter bei rund 21 Jahren liegt. Da kam Freude auf. Dass der Fußball-Oberligist aus Berlins Norden dann in der ersten Runde des DFB-Pokals am Zweitligisten 1. FC Nürnberg mit 0:2 (0:0) scheiterte, war erwartungsgemäß und deshalb verzeihlich. Zumal Gästetrainer Wolfgang Wolf vor der Heimfahrt auch noch ein artiges, ehrlich gemeintes Kompliment zurückließ. „Vielleicht fehlte den jungen Füchse-Spielern in der Endkonsequenz nur ein bisschen das Glück oder auch die Cleverness“, sagte Wolf.

Es wurmte die Füchse, dass sie die beiden Gegentore nach Standardsituationen kassierten. Zuerst verwandelte Krzynowek gefühlvoll einen Freistoß aus 20 Metern direkt, kurz vor Ende verlängerte Oliver Allenberg einen Freistoß des Nürnbergers Lars Müller mit dem Hinterkopf ins eigene Netz. Und Füchse-Stürmer Karim Benyamina kam zu dem Schluss: „Daran sieht man den Unterschied. Das sind eben Profis, wir sind die Amateure, jung und unerfahren.“ Die beste Chance der Füchse zum Ausgleich hatte der sehr agile Engin Okatan, doch seinen kernigen Schuss aus 25 Metern lenkte Nürnbergs Torwart Schäfer mit Mühe gegen die Latte.

In die Freude der Gäste mischte sich nachher auch Trauer. „Da ist in der Kabine die ein oder andere Träne geflossen“, sagte Trainer Wolf. Der Grund: Seit dem späten Samstagabend stand fest, dass David Jarolim, der Spielmacher der Nürnberger, nach dem Pokalspiel zum Hamburger SV wechselt. „Als das am Sonntagmorgen in unserem Hotel beim Frühstück besprochen wurde, war alles andere plötzlich nebensächlich“, sagte Wolf. Jarolim genoss in Nürnberg höchste Anerkennung. „Für mich kam die Entwicklung selbst überraschend, ich habe das gar nicht mehr erwartet“, sagte der 24-Jährige zu dem Transfer. Ursprünglich sollte er erst nach der Saison ablösefrei zum HSV wechseln. Dass sich die Pläne so schnell änderten, dafür findet Michael A. Roth, Nürnbergs Präsident, eine einfache Erklärung: „Es ist sein Traum, beim HSV zu spielen. Dem wollten wir nicht im Wege stehen.“ Neben solch edlen Motiven gibt es auch noch handfeste: Der FCN sackt knapp eine Million Euro als Ablöse ein. Jarolim hatte gegen die Füchse noch einmal einen starken Auftritt und fuhr von Reinickendorf aus gleich nach Hamburg weiter. Er weiß: „Es wird eine schwere Saison. Aber der HSV hat schon oft bewiesen, dass er mit solchen Situationen umgehen kann.“

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