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Sport: Ein seriöser Abenteurer

Red-Bull-Chef Mateschitz hat jetzt ein Formel-1-Team

Wer seinen Namen in der Forbes-Liste wiederfindet, der hat zwei Dinge: eine Menge Geld und ein Credo. Dietrich Mateschitz’ Name steht auf dieser Liste der 500 reichsten Männer der Welt, und auch er hat ein Credo. „Jede Investition muss vernünftig sein und den entsprechenden Return bringen“, sagt der Chef des Getränkeherstellers Red Bull. Bei seiner bislang letzten großen Investition dürfte das etwas schwerer als gewöhnlich werden. Mateschitz hat für angeblich eine Million Dollar die Überreste des Formel-1-Teams Jaguar erworben. Ford, der Mutterkonzern von Jaguar, hatte sein Engagement aufgegeben, weil es eben nicht den entsprechenden Return gebracht hatte. „Wir haben uns diesen Schritt reiflich überlegt“, erklärt Mateschitz. „Wir hätten ihn nicht gemacht, wenn er ein Risiko bedeutet hätte.“ Die 150 Millionen, die ein gutes Mittelklasseteam heute in der Formel 1 pro Jahr benötigt, sollen zum großen Teil über Ko-Sponsoren finanziert werden. „Wir sind keine Hasardeure.“ Mateschitz ist aber auch weit entfernt davon, ein Unternehmer konventioneller Art zu sein.

Der Österreicher liebt das Abenteuer, ob beim Motocross-Fahren auf Ibiza oder bei seinem liebsten Hobby, dem Fliegen. Angeblich während einer Reise durch Thailand hat er das geheimnisvolle Elixier entdeckt, das die Basis seines Getränks Red Bull bildet. Wenn eine Sache aus dem Rahmen fällt, darf man davon ausgehen, dass sich der 60-Jährige dafür interessiert. Ein Träumer jedoch ist Mateschitz nicht. Er kennt sich aus in der Formel 1, war sieben Jahre lang Hauptsponsor des Rennstalls Sauber. Mateschitz weiß: „Das Einfachste ist es, ein Team zu kaufen, die harte Arbeit, das Schwierige, das kommt danach.“

Begonnen hat die harte Arbeit in der vergangenen Woche. Bei Testfahrten in Barcelona hat Dietrich Mateschitz die Autos im Design der Red-Bull-Dosen das erste Mal fahren sehen. In den Cockpits saßen Christian Klien und Vitantonio Liuzzi. Der Österreicher Klien fuhr bereits in der vergangenen Saison für Jaguar und wird wohl einen Vertrag bei Red Bull erhalten. Auch Vitantonio Liuzzi, der Formel- 3000-Europameister, hinterließ in Barcelona einen sehr guten Eindruck und ist fast sicher dabei. Eventuell aber zunächst nur als Testpilot – denn eigentlich hätte man gern einen erfahrenen Mann im Team. Und da kommt Nick Heidfeld ins Spiel. Der Mönchengladbacher bewirbt sich Anfang Dezember bei Testfahrten für einen Platz bei BMW-Williams. Sollte er scheitern, wäre Red Bull nicht abgeneigt. „Ich halte sehr viel von ihm“, sagt Mateschitz. Sein technisches Verständnis würde der Entwicklung des Autos nützen.

2005 wird ein Aufbaujahr für Red Bull werden. Das ist Mateschitz genauso klar wie die Tatsache, dass sein Team auch in Zukunft kaum mit Ferrari oder McLaren mithalten wird. Ein WM-Titel scheint außer Reichweite: „Zu sagen, dass dies das Ziel ist, wäre Blasphemie.“ Mateschitz’ Ansatz ist ein anderer: „Für uns ist der Fun-Faktor stärker ausgeprägt als in anderen Teams, weil es bei uns fast nur um den Sport geht.“ Nur mitfahren aber reicht ihm nicht, das beste der Privatteams soll Red Bull schon werden. Dazu benötigt man aber einen leistungsfähigeren Motor als das Cosworth-Aggregat, mit dem Red Bull in die erste Saison gehen wird. Einen von BMW zum Beispiel. „Möglich. Es gibt gute Beziehungen nach München“, sagt Mateschitz. Sein Freund Gerhard Berger soll ihm dabei helfen, schließlich war der mal Motorsport-Direktor bei BMW.

Und noch einen Anspruch hat Mateschitz: Kein typischer Formel-1-Teambesitzer zu sein, der bei jedem Rennen an der Box steht. „Das ist nicht mein Beruf“, sagt er. „ Ich werde sicher nicht das Funkgerät tragen wie John Wayne den Colt.“

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