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Sport: Ein Stück Wehmut

Albas Sieg über Istanbul zeigt, was möglich gewesen wäre

Berlin. Am Ende bekamen die Fans von Alba Berlin sogar intime Details zu hören. Beim Fantalk, den Radio „Fritz“ nach jedem Basketballspiel in der Max-Schmeling-Halle veranstaltet, sprachen die Basketballprofis Marko Pesic und Mithat Demirel sehr offen über die Zimmergenossenschaft, die sie auf Auswärtsreisen pflegen. „Mithat redet nicht so viel im Schlaf, er bewegt sich mehr“, berichtete Pesic. Der, der sich nachts mehr bewegt, ergänzte die Episode. „Ich weiß nicht, was Marko im Schlaf erzählt“, sagte Demirel, „ich verstehe nicht so gut Jugoslawisch.“

Es war eine fröhliche Runde, die sich nach dem Spiel in der Max-Schmeling-Halle versammelt hatte. Das 77:61 (32:35) in der Europaliga über den Tabellenführer Efes Istanbul hatte die Stimmung unter Aktiven und Fans steigen lassen. Im achten Versuch hatte Alba Berlin den türkischen Meister erstmals bezwungen. Marko Pesic sagte sogar: „Ich habe jetzt mit Alba alles erreicht – außer das Final Four.“ Für eine derartig euphorische Reaktion aber gab es eigentlich keinen Anlass. Es geht für Alba Berlin in der Europaliga um nichts mehr. Besser als auf Platz sieben können die Berliner zwei Spieltage vor dem Ende nicht mehr abschneiden. Istanbul hingegen hat sich trotz der Niederlage den Einzug in die nächste Runde gesichert.

Die Partie zeigte, wozu Alba fähig ist, wenn das Team geschlossen auftritt. Wichtig ist auch, dass Marko Pesic nach seiner Verletzung wieder seine Form findet. Er traf alle seine Dreipunktewürfe, vier Stück an der Zahl. Insgesamt erzielte er 14 Punkte. „Marko Pesic kommt langsam“, sagte Trainer Emir Mutapcic. Mitunter half der 27-Jährige auf der Aufbauposition aus und entlastete DeJuan Collins (14 Punkte/sechs Rebounds), der auf den Flügel ausweichen konnte. „DeJuan Collins hat super gespielt“, lobte Pesic. Zuletzt hatte der Nationalspieler in einem Interview den Egoismus einiger Kollegen bemängelt. Nun sagt er: „Das hat gefruchtet.“

Wichtig ist auch die Rückkehr von Mithat Demirel, zumal sein Ersatz Chuck Evans immer mehr abbaut. Gegen Istanbul leistete er sich in der ersten Halbzeit zwei schwer wiegende Ballverluste. Als Demirel in der 27. Spielminute kam, setzte sich Alba allmählich ab. „Er ist dafür bekannt, dass er mit Köpfchen spielt“, sagte Mutpacic.

Ohne Vladimir Petrovic den Tabellenführer bezwungen zu haben gibt Alba Selbstvertrauen. Doch es birgt auch ein großes Stück Wehmut. Was wäre alles möglich gewesen, wenn die Berliner mehr Spiele auf diesem Niveau abgeliefert hätten? „Das ist wirklich peinlich“, antwortet Marko Pesic, „was wir in einigen Spielen gespielt haben.“

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