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Sport: Ein Stürmer gratis

Von Karsten Doneck Berlin. Ferdinand Chifon durfte erst zur zweiten Halbzeit aufs Feld.

Von Karsten Doneck

Berlin. Ferdinand Chifon durfte erst zur zweiten Halbzeit aufs Feld. Was seiner Motivation keinen Abbruch tat. Im Gegenteil. Eine halbe Stunde später war aus schnarrenden Lautsprecherboxen quer über den Platz viermal sein als Torschütze verkündet worden. Was bei gegnerischen Verteidigern mitunter schon mal Albträume hervorruft. Der Haken an der Sache: Kontrahent war der ESV Hönebach, und der treibt eben nur in den Niederungen der Bezirksoberliga Sport. Chifon konnte das letztlich egal sein, er hatte sein Ziel erreicht. Fußball-Zweitligist 1. FC Union entschied sich nach reiflicher Überlegung, den torgefährlichen Kameruner von Pogon Stettin auszuleihen. Bis Saisonschluss.

Ganze 90 Minuten gegen Mainz 05 (heute, 15 Uhr, Alte Försterei) trennen Union jetzt noch vom Saisonende. Eigentlich wäre danach auch die Zeit für Ferdinand Chifon in der Wuhlheide beendet. Der 25-Jährige hatte zwar während der Saisonvorbereitung im Trainingslager in Rotenburg an der Fulda durchaus überzeugt, und zwar nicht nur wegen seiner vier Tore bei Unions 14:0-Sieg im Testspiel in Hönebach. Doch als der ernsthafte Kampf um Zweitligapunkte losging, fehlte er. Ein Riss des Trommelfells setzte ihn eine ganze Weile außer Gefecht. Wieder genesen, wirkte er bei seinen sporadischen Einsätzen in der Zweiten Liga merkwürdig gehemmt. Am Einsatzwillen mangelte es ihm nie, aber seinen Aktionen haftete meist eine ungewöhnliche Unruhe und Hektik an. Übereifer? Nervosität? Angst vor neuen Verletzungen vielleicht? Wer weiß… Chifon, ein zurückhaltender, bescheidener Mensch, fraß die Probleme in sich hinein, brachte es bei Union nur auf 14 Punktspiel-Einsätze von durchschnittlich 43 Minuten Länge, schoss nur ein einziges Tor. Deutlich zu wenig – bei 150 000 Mark Leihgebühr.

Weil vorab feststand, dass Pogon Stettin einen satten Nachschlag von rund 250 000 Euro fordern würde, wenn die Köpenicker den Stürmer nach dem Probejahr fest verpflichten wollen, stand fest, dass sich Chifon nach den 90 Minuten heute eine Rückfahrkarte nach Polen würde holen müssen.

Die Fahrt zurück nach Stettin bleibt Chifon möglicherweise erspart. „Nächste Woche entscheiden wir, ob er bei uns bleibt“, sagt Union-Trainer Georgi Wassilew. Der Sinneswandel hat gleich mehrere Gründe. Nachdem Stürmer Bozo Djurkovic ein Angebot Unions zur Vertragsverlängerung zu reduzierten Bezügen ausgeschlagen hat und nun nach einem neuen Klub Ausschau hält, suchen die Köpenicker ihrerseits zwei Stürmer. Wassilew denkt da nicht unbedingt an den großen Unbekannten. „Bei Chifon wissen wir, was wir an ihm haben. Er kennt sich aus bei uns“, sagt der Bulgare. Und Chifon könnte vielleicht bald zum Schnäppchen werden. Sein Klub Pogon Stettin steckt in argen Finanznöten, könnte sein Gehalt angeblich kaum bezahlen. „Vielleicht kriegen wir ihn ja ablösefrei“, hofft Wassilew. Chifon selbst hat seine Berater Hans Kluge und Eugen Kaminski auf den Weg geschickt, diese Möglichkeit auszuloten. Mit Happy End?

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