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Sport: Ein tapferer Verlierer

Boxer Thomas Ulrich geht im WM-Kampf k.o.

Düsseldorf - Erneut hat sich ein deutscher Profiboxer zwar eine Tapferkeitsmedaille verdient, aber zum Weltmeistertitel reichte es auch für ihn nicht. Wie zweieinhalb Wochen zuvor Luan Krasniqi lieferte auch Thomas Ulrich rundenlang einen großen Kampf und ging dann schwer k. o. War Krasniqi in Hamburg nicht Nachfolger von Max Schmeling im Schwergewicht geworden, so verpasste Ullrich die Chance im Halbschwergewicht, das Erbe von Henry Maske und Darius Michalczewski antreten zu können. Tomasz Adamek aus Polen verteidigte seinen in Chicago errungenen WBC-Titel durch einen spektakulären K.-o.-Sieg nach 1:57 Minuten in der sechsten Runde gegen den deutschen Herausforderer.

Der zum zweiten Mal in seiner Profikarriere k.-o.-geschlagene Berliner Ulrich trug im Gesicht die Spuren seines fruchtlosen Draufgängertums. Ein breites Pflaster über dem linken Auge verdeckte die schwerere der beiden Platzwunden an der Nasenwurzel. Die Oberlippe war geschwollen. Don King, der exzentrische amerikanische Promoter Adameks mit den zu Berge stehenden Haaren, gab sich von der „deutschen Courage“ Ulrichs beeindruckt. „Er sah der Niederlage ins Auge und versuchte dennoch, den Sieg zu erringen.“ Geholfen haben aller Mut und alle Tapferkeit nicht, in einem mitreißenden Boxkampf Weltmeister zu werden. Ein rechter Haken Adameks traf den ungedeckten Kinnwinkel Ulrichs und beendete dessen Traum. Im Unterbewusstsein war er zwar noch einmal aufgestanden, war aber noch völlig „groggy“, als der englische Ringrichter John Lewis ihn auszählte. Nach dem Aus taumelte Ulrich in die Seile und musste in seine Ecke geführt werden. Alle drei Kampfrichter hatten den Polen bereits nach der fünften Runde mit drei Punkten vorn gesehen.

Der Herausforderer und sein Trainer Michael Timm hatten sich eine Strategie zurechtgelegt, den drahtigen, konzentriert und effektiv boxenden Polen mit hohem Tempo und pausenlosen Angriffen zu ermüden. In der zweiten Kampfhälfte, hatten sie gehofft, sollte Ulrich dank seiner Kondition siegen. Doch Adamek trat mit der Dominanz und dem Selbstbewusstsein des Champions auf. Schon in der dritten Runde knickten Ulrich nach einem Volltreffer die Knie ein. Das war der Anfang vom Ende.

Hartmut Scherzer

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