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Sport: Ein Team von gestern

Europameister Griechenland verliert 1:2 gegen Spaniens B-Elf und reist ohne Punktgewinn ab

Sogar der Akt der Versöhnung ist dem amtierenden Europameister versagt geblieben: Griechenland geht nach drei Niederlagen in drei Gruppenspielen als größter Verlierer von dieser kontinentalen Bühne. Die Griechen, die sich für elf Tage noch amtierender Titelträger nennen dürfen, haben gegen die spanische B-Elf nicht einmal einen Achtungserfolg errungen. Sie beenden diese EM als einzige Mannschaft ohne Punktgewinn. Trotz eines Tores von Angelos Charisteas (42.) verlor die Mannschaft von Otto Rehhagel gegen die bereits fürs Viertelfinale qualifizierten Spanier 1:2 (1:0). Nach dem Führungstreffer des EM-Helden von 2004 drehten Ruben de la Red mit einer Direktabnahme und Daniel Güiza das Spiel – durchaus verdient.

Es waren Gegentore, die Antonios Nikopolidis besonders schmerzten. Der 36-jährige Torwart bestritt gestern sein 90. und letztes Länderspiel und durfte deshalb die Kapitänsbinde tragen. So war es auch nicht verwunderlich, dass Charisteas nach seinem Tor ein lehrbuchmäßiger Kopfball nach Freistoß von Giorgos Karagounis direkt zum grauhaarigen Schlussmann gelaufen kam. Die Geste zwischen Torwart und Torjäger wirkte wie ein Bild aus seligen Zeiten und stand doch nur für die Meriten der Vergangenheit. Nikopolidis wird froh sein, wenn er Stammkeeper bei Olympiakos Piräus bleiben darf; der in Nürnberg unter Vertrag stehende Charisteas ist auf der Suche nach einem Erstligisten irgendwo in Europa. Das gestrige Spiel war zumindest bedingt eine Jobempfehlung, denn wenn einer Torgefahr verbreitete, dann der 28-Jährige.

„Ich habe meiner Mannschaft gesagt, dass wir alles geben müssen, um uns fair und anständig zu verabschieden“, hatte Otto Rehhagel zuvor gefordert. Das schien nicht sonderlich schwer zu werden. Spaniens scheidender Trainer hatte fast die komplette Stammbelegschaft geschont, allein Andres Iniesta und der bislang nur als Joker eingesetzte Cesc Fabregas verstärkten die B-Elf.

Die Spanier begnügten sich damit, ihr Potenzial nach der Pause abzurufen. Doch so verdient seine Mannschaft auch am Ende gewann: Aragnonés wird sich vom gestrigen Spiel nicht beeindrucken lassen, wichtig ist allein das Viertelfinale und das Prestigeduell mit Italien. Im Wiener Ernst-Happel-Stadion wird es dann Ernst für die Iberer. „Bisher haben wir nichts erreicht“, sagt der 69-jährige Nationaltrainer.

Für den gleichaltrigen griechischen Nationaltrainer Rehhagel dürfte es dagegen noch ungemütlicher werden. Im Moment immerhin steht wohl nur Griechenlands Verbandspräsident Vassilis Gagatsis vorbehaltlos hinter dem Deutschen. Es sei sehr leicht, den Trainer zu wechseln, sagte Gagatsis. Was aber die Mannschaft zusammenhalte, sei das Vertrauen und die Kontinuität. Und die verkörpere der konservative Fußballlehrer, der von Fitnesstrainern, Spielanalyse-Systemen oder Psychologen im Fußball rein gar nichts hält. Dieser Rehhagel, der sagt: „Modern ist, wenn man gewinnt.“

So gesehen spielt Griechenland derzeit sehr antiquierten Fußball.

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