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Jetzt fehlt nur noch ein Sieg zur Meisterschaft. Und den können Tore Vikingstad und seine Hannover Scorpions am Sonntag gegen Augsburg schaffen. Foto: Fishing4

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Sport: Ein Titel gegen alle Sorgen

Ein Mäzen hält die Hannover Scorpions am Leben – nun kann er mit der Meisterschaft belohnt werden

Von Christian Otto

Seinen Sparkurs, den die Hannover Scorpions von ihm verordnet bekamen, erklärt Günter Papenburg nüchtern wie ein Kaufmann: „Wir haben die Spielergehälter an die Einnahmen aus dem letzten Jahr angepasst.“ Vor sechs Jahren hat der vermögende Bauunternehmer einen Klub gekauft, der in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) regelmäßig Verluste einspielt, der aber heute (14.30 Uhr) mit einem Sieg im dritten Play-off-Finale gegen die Augsburger Panther Deutscher Meister werden kann. Mit 10 500 Zuschauern ist die Arena auf dem Messegelände, die ebenfalls Papenburg gehört, seit gut einem Jahr endlich wieder einmal ausverkauft. „Der Titelgewinn wäre für die Scorpions unbezahlbar, denn damit gibt es für die Zukunft gute Perspektiven“, sagt Papenburg.

Dass die Spieler der Scorpions im Kampf um die Existenz ihres Vereins mehr Leistung für weniger Geld erbracht haben, bleibt erstaunlich. „Wir haben nie aufgehört zu kämpfen“, sagt Verteidiger Sascha Goc. „Der Sommer mit den Gehaltskürzungen ist längst vergessen. Und unsere Play-off-Prämien bekommen wir ja“, sagt Stürmer Thomas Dolak, der am Freitag beim 3:2-Erfolg in Augsburg das entscheidende Tor in der Verlängerung geschossen hat. Die Profis kennen die Sorgen und Nöte ihres Klubs. Papenburg hatte den Etat für die aktuelle Mannschaft vor der Saison von 7,5 auf 4,4 Millionen Euro gekürzt. Eishockey in Hannover ist unter den bisherigen Gegebenheiten nicht refinanzierbar. Trotzdem scheint der Klub unter der Regie von Trainer Hans Zach zu einer festen Größe der Liga aufgestiegen zu sein. Schon der Einzug in das Finale bedeutet für den früheren, in Mellendorf beheimateten Landverein den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte.

Die Scorpions sind aufgrund eines Mangels an Tradition und ihrer überschaubaren Zahl an treuen Fans lange Zeit als Kunstprodukt belächelt worden. Aber Papenburg sieht das Ziel der DEL, ihre Sportart in großen Arenen zu etablieren, als den richtigen Schritt. Seine Marotte, einen Fan-Schal zum feinen Anzug zu tragen, steht sinnbildlich für den Spagat zwischen Kommerz und sportlichen Duellen auf Kufen. Weil ihm Einblick in die sportlichen Details fehlt, hat Papenburg Zach und dessen Vertrautem Marco Stichnoth in der Rolle als Geschäftsführer meist freie Hand gelassen. Menschen wie Papenburg kümmern sich lieber um das Große und Ganze. Auf den horrenden Kosten etwa, die seine Arena verursacht, möchte der Bauunternehmer und Chef von rund 3000 Mitarbeitern nicht alleine sitzen bleiben. Seit Jahren versucht Papenburg, die Politik und andere Unternehmen in Hannover davon zu überzeugen, dass auch sie ihren Beitrag zu der Erfolgsgeschichte der Scorpions leisten sollen – bisher vergeblich.

Eine Meisterschaft zu bejubeln, wäre der beste Weg zu mehr Akzeptanz und Unterstützung. Bisher hat Papenburg seine Drohung, die defizitäre Arena im schlimmsten Fall sogar zu schließen, nicht wahr gemacht. Und wenn wieder einmal eine Lücke in der Bilanz der Hannover Scorpions Eishockey Betriebs GmbH klafft, gleicht er sie aus eigener Tasche aus. Weil dieses Geschäftsmodell endlich ist, sorgt einer wie Papenburg allerdings vor. „Meine Kinder sind inzwischen auch sehr interessiert am Eishockey. Und mein Sohn ist bereits Mitgesellschafter der Arena“, sagt Papenburg, der Hannover trotz aller Sorgen auf dem Weg zu einem anerkannten Eishockey-Standort sieht.

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