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Sport: Ein Tor besser als Berti Vogts

Die deutsche Mannschaft quält sich zum 2:1-Sieg im EM-Qualifikationsspiel gegen die Färöer

Hannover. Wenn es im Fußball gegen die Schafs-Inseln aus dem Nordatlantik geht, ist das eine ernste Angelegenheit. Die Färöer haben einst, wer wüsste das nicht nach der Berichterstattung der letzten Tage, die Österreicher bezwungen und gegen Berti Vogts’ Schotten 2:2 gespielt. Vielleicht war das der Grund, dass einige wenige der 36 000 Zuschauer im Niedersachsenstadion zu Hannover bereits während der Nationalhymne der Färöer pfiffen. Oder dass der Bundestrainer Michael Skibbe Arne Friedrichs Einsatz im EM-Qualifikationsspiel mit folgenden Worten ankündigte: „Es ist das erste Mal, dass er in einem Pflichtspiel für Deutschland an die Waffen muss.“

Nur die Spieler wussten nicht um die Gefährlichkeit der Färöer. Durch das 2:1 (1:1) im zweiten EM-Qualifikationsspiel übernahm das deutsche Team zwar mit sechs Punkten die Tabellenführung in der Gruppe fünf vor Schottland. Ein Grund zur Freude war das nicht. Der Vizeweltmeister stand gegen die Färöer sogar vor einer Blamage. Hätte Hjalgrim Elttor, gelernter Verkäufer in einer färingischen Tankstelle, in der 82. Minute nicht nur den Pfosten getroffen sondern ins Tor, hätten die 1000 mitgereisten Fans der Färöer ein Unentschieden bejubeln können.

Dabei hatte es für das deutsche Team gut begonnen. Nicht eine Minute war gespielt, als es einen Elfmeter zugesprochen. Der Grundschullehrer Oli Johannesen hatte Carsten Jancker im Strafraum am Arm zu Boden gezogen. Im Freundschaftsspiel hatte Jancker noch einen unberechtigten Strafstoß herausgeholt, diesmal aber gab es keine Diskussion. Michael Ballack setzte den Elfmeter ins linke Eck des färingischen Torwarts Jakup Mikkelsen. Das aber bereits die positivste Szene aus der ersten Halbzeit.

Rudi Völler hatte zwar in Miroslav Klose und Carsten Jancker zwei Spieler aufgeboten, die sich Stürmer nennen. Trotzdem weigerten sich beide ihre Chancen ins Tor zu setzen. Selbst als der bullige Jancker in der 16. Minute freistehend den Ball im Strafraum zugespielt bekam, schaffte er es im Fallen, Torwart Mikkelsen anzuschießen. Einzig Michael Ballack im Mittelfeld konnte ein paar Akzente setzen. Ab der 40. Minute ertönten erste Pfiffe durch das Stadion. Die Zuschauer waren unzufrieden, dass es der Vizeweltmeister nicht schafft, sich gegen den 119. der Weltrangliste abzusetzen. Sie wussten nicht, dass es noch schlimmer werden würde. Als Jakup Borg in der 45. Minute flankte, köpfte Arne Friedrich den Ball zum Ausgleich am verdutzten Oliver Kahn vorbei ins eigene Tor (siehe Kasten). Das Staunen über den Gegentreffer war groß in der deutschen Mannschaft. „Wir spielen gegen einen taktisch sehr guten Gegner“, sagte Skibbe zur Pause, „aber wir sind unzufrieden mit unserer Chancenverwertung.“

Weil Carsten Ramelow mit einer Oberschenkelverhärtung in der Kabine bleiben musste, kam der Paul Freier zu seinem ersten Pflichtspiel. Im Freundschaftsspiel gegen Kuwait hatte der Bochumer sein Debüt für die deutsche Nationalmannschaft gegeben. Sein Vereinstrainer Peter Neururer rieb sich vergnügt die Hände, als er ihn auf dem Rasen erblickte. Jens Jeremies rückte zum zentralen Abwehrchef auf.

Paul Freiers Einwechslung lohnte sich. In der 59. Minute schlug der Mittelfeldspieler auf der rechten Seite die erste brauchbare Flanke des Spiels. Prompt nutzte Angreifer Miroslav Klose die Hereingabe im Tiefflug per Kopf zum 2:1. Es war sein erster Treffer im Nationaldress seit dem letzten Vorrundenspiel bei der Weltmeisterschaft gegen Kamerun.

Am traurigen Spiel änderte sich nicht viel. Als Völler auch noch Oliver Neuville für Jancker einwechselte, stand der zehnte deutsche Spieler auf dem Platz, der bei der Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea den Vizeweltmeistertitel geholt hat. Eine bessere Elf kann Rudi Völler nicht aufbieten. Trotzdem reichte es zu keinem weiteren Treffer. Als der Schlusspfiff ertönte, waren alle erleichtert. Und pfiffen.

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