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Sport: Ein Tor für die Lebensfreude

Portugal schlägt Angola in einem ansehnlichen Spiel mit 1:0

Am Anfang stand der gute Wille zur Völkerverständigung. Alle Portugiesen applaudierten zu Angolas Hymne, angeführt von Luis Figo, der beim bislang letzten Spiel beider Mannschaften vor fünf Jahren so übel zusammengetreten worden war. Im sportlichen Teil dieses Vorrundenspiels der Gruppe D war die alte Kolonialmacht nicht so zuvorkommend. Der knappe 1:0 (1:0)-Sieg spiegelte das Tempo, das die Portugiesen in den ersten 45 Minuten gingen, nicht angemessen wider. 45 000 Zuschauer in Köln können für sich in Anspruch nehmen, in der ersten Halbzeit eine spektakuläre WM-Partie gesehen zu haben.

Schon nach ein paar Sekunden schoss Pauleta nach einem wunderschönen Pass von Figo knapp neben das Tor. Statt des wohl schnellsten Tors der WM-Geschichte (die genauen Daten der WM 1930 in Uruguay sind nicht überliefert) gab es kurz darauf immerhin das schnellste Tor dieser Weltmeisterschaft. Dreieinhalb Minuten waren gespielt, als die Portugiesen in Führung gingen, und wieder hatte Luis Figo den Fuß im Spiel. Ein verunglückter Befreiungsschlag aus der angolanischen Abwehr fand seinen Weg zu dem portugiesischen Kapitän. Der zögerte einen Augenblick, bevor er dem bedauernswert hüftsteifen Jamba bei einem Sprint über zwanzig Meter zehn abnahm. Torhüter Joao Ricardo stürzte heraus, um das Unvermeidliche noch zu verhindern, doch Figos Querpass fand Pauleta, der den Ball mühelos ins leere Tor schob.

Szenen der Erleichterung und Lebensfreude spielten sich nach diesem Treffer ab. Alle Portugiesen feierten im angolanischen Strafraum, die überwiegend portugiesischen Fans skandierten „Figo, Figo, Figo“. Rare Sympathie-Bekundungen für den Mann, der seit dieser Saison für Inter Mailand spielt und in der Heimat wegen seiner zwischenzeitlich ablehnenden Haltung zur Nationalmannschaft nicht von allen geliebt wird. Gestern zeigte er eine grandiose Vorstellung, an der seine Mitspieler wuchsen. Nach einer Viertelstunde überlief erneut Pauleta die gesamte Abwehr und schoss vom rechten Strafraumeck knapp am linken Pfosten vorbei. Später traf Cristiano Ronaldo mit einem Kopfball die Latte und scheiterte mit einem Gewaltschuss an Joao Ricardo. Die Portugiesen legten ein Tempo vor, also könne man schon in einem einzigen Spiel Weltmeister werden, wenn denn nur genügend Tore fallen.

Es war keineswegs so, dass die Angolaner nichts zur Schönheit des Spiels beitrugen. Auch sie liefen mutig nach vorn und zeigten ein paar schöne Stafetten. Als Kapitän Akwa den Ball waagerecht in der Luft liegend den Ball aufs Tor schlug, dankte es ihm das Publikum mit Szenenapplaus. Und kurz vor der Pause zwang Andre den portugiesischen Torhüter Ricardo zu einer spektakulären Parade.

Später ließ bei den Angolanern ein wenig die Kraft nach. Akwa, der bis an die Grenzen der Erschöpfung gelaufen war, machte Platz für Pedro Mantorras. Der Stürmer von Benfica Lissabon hatte angekündigt, er werde bei einem Tor gegen seine portugiesischen Freunde nicht jubeln. In die Verlegenheit kam er nicht, es gelang ihm kein einziger Schuss aufs Tor. Längst hatte sich bei den Portugiesen die Erkenntnis durchgesetzt, dass dieses Turnier noch ein paar Wochen läuft. Ronaldo ging für den defensiven Costinha vom Platz. Damit nahm Trainer Scolari dem Spiel ein wenig seines Zaubers, aber minimierte das Restrisiko, den Auftaktsieg vielleicht doch noch zu verspielen.

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