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Sport: Ein Tor, vier Platzverweise

In einem Spiel mit unzähligen Fouls gewinnt Portugal gegen Holland 1:0 und steht im Viertelfinale

Portugal gegen Niederlande, diese Ansetzung versprach ein hochklassiges Spiel. Stattdessen sah das Nürnberger Frankenstadion das bisher hässlichste Duell der WM. Vier Gelb-Rote Karten, ein milde mit Gelb geahndeter Kopfstoß des portugiesischen Kapitäns Figo und eine immer wieder von groben Fouls unterbrochene zweite Halbzeit prägten dieses Achtelfinale, das Portugal durch ein Tor von Maniche 1:0 (1:0) gewann. Der Sieg war teuer erkauft. Im Viertelfinale am Samstag in Gelsenkirchen gegen England werden die gesperrten Deco und Costinha fehlen. Bei den Holländern wurden van Bronckhorst und Boulahrouz vom Platz gestellt.

Wenig erinnerte an das hochklassige Spiel, das sich beide Nationalmannschaften vor zwei Jahren im Halbfinale der Europameisterschaft geliefert hatten. Auch damals hatten die Portugiesen einen knappen Vorsprung, ein 2:1, über die Zeit gerettet, aber es war ein Spiel von Klasse und keine Schlacht, wie sie dieser beiden Teams nicht würdig ist. Lag es an dem neuen Stil der Holländer, deutlich körperlicher und mit weniger spielerischen Elementen als früher? Vielleicht, aber die Härte brachten vor allem die Portugiesen ins Spiel. Alles begann mit einer Dummheit von Costinha. Der hatte schon früh die Gelbe Karte gesehen und war fünf Minuten vor der Pause nach einem weiteren Tritt gegen Andre Ooijer reif für eine zweite und damit den Ausschluss. Schiedsrichter Iwanow (Russland) hatte jedoch kein Foul gesehen. Mit schlechtem Gewissen warf Miguel den folgenden Einwurf den Holländern zu. In der Nachspielzeit aber ritt Costinha ein zweites Mal der Teufel, in Gestalt eines völlig überflüssigen Handspiels im Mittelfeld. Das konnte auch der Schiedsrichter nicht übersehen, und für Costinha war die Partie beendet.

Es war nicht der erste Verlust der Portugiesen in diesem Achtelfinale. Nach einer halben Stunde hatte Cristiano Ronaldo den Platz verlassen müssen, mit einer Oberschenkelprellung, erlitten nach einem brutalen Tritt von Khalid Boulahrouz. Es geschah dies zu einer Phase, da die Portugiesen das Spiel dominierten, moralisch gestärkt durch den Führungstreffer von Maniche. Vorausgegangen war der schönste Spielzug des Abends über Deco, den noch gesunden Ronaldo und Pauleta, dessen Rückpass Maniche an der Strafraumgrenze erreichte. Er lief vorbei an Ooijer und schoss halbhoch in die rechte Ecke.

Wenn die Portugiesen erst einmal führen, ist es für jede Mannschaft der Welt schwer, noch zu einem Erfolgserlebnis zu kommen. Vielleicht hätten die Holländer dieses Kunststück gegen einen dezimierten Gegner geschafft. Immer stärker wurde ihre Überlegenheit, Cocu verpasste mit einem Schuss gegen das Torgestänge den Ausgleich, bis es nach einer Stunde zu einer weiteren Schlüsselszene kam. An der Seitenlinie traf Boulahrouz den davon eilenden Figo mit dem Ellenbogen im Gesicht. Schiedsrichter Iwanow pfiff sofort und stellte den zuvor verwarnten Hamburger ebenfalls vom Platz. Kurz zuvor hätte Figo für einen Kopfstoß gegen van Bommel auch vom Platz fliegen können. Wüste Szenen spielten sich an der Seitenlinie zwischen beiden Mannschaften ab. Ein paar Minuten später grätschte Deco den eingewechselten Holländer Heitinga aus vollem Lauf nieder, und wieder drohte das Geschehen zu eskalieren. Deco sah zu Recht Gelb und kurz darauf Gelb-Rot, als er nach einer Rangelei den Ball nicht herausrücken wollte.

Quälend langsam verstrichen die Minuten, Holland stürmte ohne den formschwachen van Nistelrooy wütend, aber einfallslos. Der ausgepumpte Figo verließ den Platz, seine verbliebenen Kollegen versammelten sich in der eigenen Hälfte und verteidigten, verzögerten und hofften. Dann musste auch noch van Bronckhorst raus, und endlich war Schluss nach rekordverdächtigen sechs Minuten Nachspielzeit.

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