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Sport: Ein Torjäger weitet seine Rolle aus

Mario Gomez zeigt seinen Führungsanspruch

Mario Gomez sieht sich als Führungsspieler beim VfB Stuttgart. Das zeigt der Fußball-Nationalspieler auf dem Platz, diese Rolle interpretiert er aber auch abseits des Rasens sehr offensiv. Vor allem, wenn der Gegenspieler Maik Franz heißt und dann auch noch für den Karlsruher SC spielt, den großen Rivalen des VfB Stuttgart. Gomez hatte geduscht, er hatte sich ausgiebig massieren lassen, er hatte genug Zeit gehabt, sich abzureagieren. Er hätte sich sogar so richtig über den 3:1 (2:0)-Heimsieg seines Teams freuen können. Aber Mario Gomez stellte sich mit grimmiger Miene vor die Journalisten und erklärte pathetisch: „Das ist die Wahrheit, nichts als die Wahrheit, ich stehe dazu.“ Hätte bloß noch gefehlt, dass er die Hand zum Schwur hob.

Die Wahrheit also, in der Gomez-Version, lautet: „Franz ist ein Arschloch, einfach ein unfairer Sportsmann. Er spielt unfair, und er wird auch noch von den Schiedsrichtern geschützt.“ Das hatte er schon unmittelbar nach dem Abpfiff erklärt, das gilt seiner Meinung nach einfach dauerhaft. Innenverteidiger Franz selber blieb einigermaßen gelassen. „Mario ist ein guter Fußballer, aber alles andere ist vielleicht noch verbesserungswürdig. Ich will mich nicht auf das Niveau herablassen.“

Inzwischen distanzierte sich auch Gomez selber von diesen Niveau. Auf seiner Homepage teilte er mit: „Die Art und Weise, wie ich meinem Unmut über seine Art zu spielen Luft gemacht habe, war so nicht okay. So etwas sollte mir trotz aller Emotionen einfach nicht passieren.“ Dass er einen Rückzieher macht, ist auch dringend nötig. Denn der Deutsche Fußball-Bund teilte am Sonntag mit, dass der Kontrollausschuss-Vorsitzende Anton Nachreiner Ermittlungen gegen Gomez eingeleitet habe.

Dass er zwar impulsiv, aber auch ein guter Spieler ist, demonstrierte Gomez in dieser Partie. Der Stürmer hatte großen Anteil daran, dass der VfB den zweiten Sieg in Folge feierte, und dass er jetzt dem Pokalspiel am Dienstag gegen Jena gelassen entgegen sehen kann. Auch wenn VfB-Trainer Armin Veh warnte. Ein Wende? „So schnell geht das nicht. Als Deutscher Meister hat man natürlich andere Ansprüche. Aber wir müssen den vor uns stehenden Mannschaften Respekt zollen.“

Aber erst zollte er seinem Stürmer Gomez Respekt. Der lief fast jeden Ball in der Hälfte der Karlsruher ab und hatte zudem auch noch Glück. In der fünften Minute spitzelte der Karlsruher Mario Eggimann den Ball zur Seite, doch an der Strafraumgrenze lauerte Gomez, als hätte er genau dort den Ball erwartet. Ein Flachschuss, das 1:0, dann feierte Gomez demonstrativ vor den KSC-Fans. Eine Provokation natürlich. „Ich habe die Seite verwechselt“, sagte er grinsend. „Ich bin durcheinander geraten.“

Gomez blieb der Mittelpunkt der Partie. Karlsruhes Trainer Edmund Becker nannte sein Duell mit dem leicht reizbaren Innenverteidiger Franz „grenzwertig“. Aber auch Gomez habe seinen Teil zur hitzigen Atmosphäre beigetragen. Auf dem Rasen schenkten sich die beiden bei ihren Attacken nichts. Doch in der zweiten Hälfte blieb Deutschlands „Fußballer des Jahres“ mit schmerzverzerrtem Gesicht gut drei Minuten auf dem Rasen liegen, bevor er weiter spielte. Erst nach 77 Minuten durfte der ramponierte schwäbische Stürmer seinen Kampf einstellen und vom Platz gehen.

Da stand es 2:0 für die Stuttgarter. Nach einer knappen halben Stunde hatte auch noch Roberto Hilbert getroffen. Vier Minuten nach Gomez’ Auswechslung erzielte allerdings Tamas Hajnal den Anschlusstreffer. Es wurde nochmal eng. Doch dann traf auch noch Cacau, der VfB lag klar mit 3:1 in Führung, alles war entschieden.

Nach Cacaus Tor stürmte Gomez aufs Feld. In eine dicke rote Klubjacke verpackt tanzte er diesmal mit dem Torschützen vor dem richtigen Fanblock. Vor Gomez und Cacau feierten ausgelassen die Fans des VfB Stuttgart.

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