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Sport: Ein Trainer als großes Los

Thunders alter und neuer Coach treffen sich heute

Berlin - Rick Lantz steht im Eingang der Geschäftsstelle von Berlin Thunder in der Hanns-Braun-Straße. Er hält eine Tasse Kaffee in der Hand. Sie ist randvoll. Weil er müde sei, sagt der 66 Jahre alte Footballtrainer, werde er sich gleich noch eine Tasse holen. Es ist 13 Uhr, die Sonne scheint. Lantz wirkt auf den ersten Blick ein wenig verschlafen und vielleicht etwas zerstreut. Das passt nicht so recht zu einem ehemaligen Sergeant der US Marines. Doch Lantz kann nach eigener Aussage auch ganz anders sein: „Wenn jemand in den letzten Tagen von Amsterdam gesprochen hat, bin ich wild geworden“, sagt er. Seine Mannschaft spielt heute (16 Uhr, Olympiastadion) nämlich noch gegen Köln, bevor es am nächsten Samstag in Düsseldorf im Finale gegen die Amsterdam Admirals um den World Bowl geht.

Unabhängig davon, ob Lantz mit seiner Mannschaft im zweiten Jahr den zweiten Titel gewinnen wird, will er auch im nächsten Jahr wieder nach Berlin kommen. „Die Arbeit hier macht mir einfach sehr viel Spaß“, sagt er. Das werden sie bei Berlin Thunder gerne hören. Denn die Trainer in der NFL Europe haben sehr großen Einfluss auf den Erfolg ihrer Mannschaft. Sie sind neben den Funktionären oft die einzige Konstante im jährlich fast komplett wechselnden Personal der Klubs. Etwa 40 der 60 Spieler bekommen die sechs Klubs in jeder Saison. Die wichtigsten 20 Spieler teilt ihnen die Mutterliga NFL Jahr für Jahr zu. Die NFL entsendet dabei die Spieler nach Europa, die sich in ihren Klubs noch nicht etabliert haben, um sie unter Wettkampfbedingungen zu testen. Danach bleibt den Trainern bis zum Saisonbeginn Anfang April etwa vier Wochen Zeit, um eine Mannschaft zu formen. Dafür verfügen sie über modernste Technik. Jedes Training wird von zwei Kameraleuten aufgezeichnet, die auf mobilen Türmen in sechs Meter Höhe am Spielfeldrand postiert sind. Jedes Video wird nach dem Training mit den Spielern ausgewertet.

Die NFL lässt sich ihre Testliga einiges kosten. Thunder machte im ersten Jahr 1999 ein Minus von fünf Millionen Euro. Jetzt benötigen die Berliner nur noch rund 2,5 Millionen Euro, um den Etat auszugleichen. Das liegt vor allem am sportlichen Erfolg. Dreimal gewann Thunder den World Bowl in den sieben Jahren seit der Vereinsgründung. Die Zuschauerzahlen steigen, das Interesse der Sponsoren wächst. „Wir kalkulieren zwar unabhängig vom Erfolg und wachsen auch unabhängig davon. Aber er hilft uns natürlich“, sagt Manager Michael Lang.

Der Erfolg ist ohnehin sehr zufällig. Denn neben den 20 wichtigsten Spielern teilt die NFL auch die Trainer nach eigenem Ermessen ein. In dieser Lotterie hatten die Berliner vor allem in der Saison 2000 Glück, als sie den Spitzentrainer Peter Vaas bekamen. Unter Vaas gewannen sie in vier Jahren zweimal den World Bowl. Für die Saison 2004 schickte ihn die NFL dann nach Köln, um den neu gegründeten Cologne Centurions mit Erfolgen auf die Beine zu helfen. Als Ausgleich dafür bekamen die Berliner Rick Lantz.

Heute treffen die beiden Trainer zum dritten Mal in ihrer Karriere der NFL Europe aufeinander. Es steht 2:1 für Vaas. „Statistiken interessieren mich nicht“, sagt Lantz. „Ich will einfach nur jedes verdammte Spiel gewinnen.“

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