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Sport: Ein Unioner in der Premier LeagueDer 18-jährige Robert Huth hat beim FC Chelsea debütiert

Von Heinrich Geiselberger Vielleicht sollte Harald Schmidt in seiner Rubrik „Projekt 04/06" einmal den Beitrag der englischen Profivereine zur Ausbildung deutscher Talente im Hinblick auf die Weltmeisterschaft 2006 loben. In der Premier League steht nämlich nach Thomas Hitzlsperger (20, Aston Villa) eine weitere deutsche Nachwuchshoffnung vor dem Durchbruch: Der 18-jährige Verteidiger Robert Huth gab am Montagabend sein Debüt für den FC Chelsea in London.

Von Heinrich Geiselberger

Vielleicht sollte Harald Schmidt in seiner Rubrik „Projekt 04/06" einmal den Beitrag der englischen Profivereine zur Ausbildung deutscher Talente im Hinblick auf die Weltmeisterschaft 2006 loben. In der Premier League steht nämlich nach Thomas Hitzlsperger (20, Aston Villa) eine weitere deutsche Nachwuchshoffnung vor dem Durchbruch: Der 18-jährige Verteidiger Robert Huth gab am Montagabend sein Debüt für den FC Chelsea in London. Im Londoner Derby vertrat der U-19-Nationalspieler in der Partie beim FC Fulham den verletzten französischen Weltmeister Marcel Desailly in der Abwehr. 0:0 endete die Partie, Chelsea ist jetzt Tabellendritter.

Gegen den 17-Millionen-Euro-Mann Steve Marlet erlaubte sich Huth zunächst zwar einige Schwächen, steigerte sich jedoch und machte neben gestandenen Kräften wie dem Holländer Mario Melchiot einen sicheren Eindruck in der Viererkette. Chelseas italienischer Trainer Claudio Ranieri lobte die Leistung des ehemaligen Spielers des 1. FC Union Berlin: „Heute konnte ich nicht erkennen, ob Desailly oder Huth in der Abwehr gespielt hat."

Und der junge Berliner setzte auch in der Offensive Akzente. In der 83. Minute hätte er das Spiel mit einem Weitschuss beinahe entschieden, doch der holländische Nationaltorwart Edwin van der Sar parierte. Huth war zufrieden. „Es war ein wunderbares Spiel für mich. Natürlich war ich sehr nervös. Aber es war eine gute Erfahrung, denn einige Spieler bei Fulham sind Nationalspieler, und ich kann nur von ihnen lernen."

Robert Huth ist eines von sechs deutschen Talenten, die bereits als Teenager von englischen Vereinen verpflichtet wurden. Er wechselte im Sommer 2000 von der Alten Försterei in Köpenick an die Londoner Stamford Bridge. Dabei ging Chelsea ein hohes Risiko ein, da Huth zum Zeitpunkt des Transfers verletzt war. Die Englander lockten den großgewachsenen Verteidiger nicht nur mit einer sozialen Rundumversorgung, sondern auch mit sehr viel Geld. „Bei Union habe ich 100 Mark bekommen. Nicht pro Spiel – im Monat!", sagte Robert Huth nach seinem Wechsel. Auf der Insel sollen dagegen bereits 16-Jährige bis zu 300000 Euro im Jahr verdienen. Und auch die sportlichen Perspektiven sind in England besser als in der Heimat: Der Abstand zwischen Nachwuchsabteilung und Profimannschaft ist in England nicht so groß wie in Deutschland.

Auf dem Gelände des FC Chelsea in der tristen Umgebung des Flughafens Heathrow trainieren die Talente mit den Stars, damit die Manager ihre Qualitäten kennen, wenn die Erfahrenen ausfallen. In der Vereinskantine, die wirkt wie eine Jugendherberge aus den frühen Fünfziger Jahren, essen sie an einem Tisch, sie teilen sich Saft aus Plastikkanistern, und wenn es sein muss, chauffieren die Fußballmillionäre die jungen Mitspieler höchstpersönlich im Ferrari nach Hause – zu den Gasteltern. Robert Huth wurde von seinem neuen Verein nach seiner Ankunft nämlich zunächst bei einer Pflegefamilie einquartiert, wo er sich von Anfang an wohl fühlte.

Auf seinen ersten Einsatz in der Premier League musste Huth lange warten. Anders als der ehemalige Münchner Thomas Hitzlsperger, der im Frühjahr bei Aston Villa zum Stammspieler avancierte, wurden Huth und der Frankfurter Sebastian Kneißl zunächst in der Reserve geparkt und verbrachten fast so viel Zeit auf dem Golfplatz wie auf dem Fußballfeld. Dennoch gaben sie nicht auf. „Ich glaube fest, dass ich es schaffen kann. Sonst wäre ich nicht hergekommen," sagte Huth schon während der harten Eingewöhnungsphase, als ihn Verletzungen immer wieder zurückwarfen. Auch sein Freund Sebastian Kneißl sah seine Chance: „Wir spielen jetzt in der U-19. Wir wollen in die erste Mannschaft. Wir wollen regelmäßig in der ersten Mannschaft spielen. Und wir wollen irgendwann als große Spieler in der ersten Mannschaft spielen. Und wenn wir hart arbeiten, dann schaffen wir das auch."

Es sieht so aus, als hätte es zumindest Robert Huth jetzt tatsächlich geschafft. In der vergangenen Woche warf ihn Coach Ranieri schon beim Uefa-Cup-Spiel gegen Viking Stavanger ins kalte Wasser. Beim 2:1-Sieg zeigte der 18-Jährige, dass er sich an englische Härte gewöhnt hat: Er bekam die einzige Gelbe Karte seines Teams.

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