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Sport: Ein Viertel Deutschland

Gleich sieben Spieler der Eisbären stehen im Eishockey-Nationalteam – eine Folge der guten Nachwuchsarbeit

Bei so vielen Eisbären kann man sich schon mal verzählen. Als Bundestrainer Uwe Krupp am Freitagabend in der Hannoveraner Arena Peter John Lee begegnete, sagte er im Vorbeigehen zum Manager des Berliner Klubs aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL): „Danke für eure sechs Spieler.“ Lee antwortete: „Danke Uwe, es sind aber sieben.“ Und zwei von den sieben Berlinern haben gestern den Deutschen vor 6000 Zuschauern in ihrem zweiten Turnierspiel beim Deutschland-Cup den Weg geebnet: Beim 6:2 (4:0, 0:1, 2:1) gegen Dänemark trafen die Eisbären-Profis Sven Felski und Florian Busch jeweils zweimal. Die Deutschen spielen somit heute gegen die Slowakei um Platz drei (15.30 Uhr, live im DSF), nachdem sie am Donnerstag ihr erstes Gruppenspiel 2:3 gegen die USA verloren hatten.

Gefreut hat sich Lee natürlich trotzdem über das Lob von Krupp. Schließlich zeugt es von guter Nachwuchsarbeit, dass mit Torwart Youri Ziffzer, den Verteidigern Jens Baxmann, Tobias Draxinger und Frank Hördler sowie den Stürmern Felski, Busch und Alexander Weiß ein Viertel der Spieler, die beim Deutschland-Cup für die Nationalmannschaft spielen, von den Eisbären kommen. Die große Anzahl Berliner allein wäre aber noch nicht so erstaunlich, sind doch die Eisbären zurzeit DEL-Tabellenführer. Interessanter ist, dass mit Felski nur ein erfahrener Berliner in Hannover ist, die anderen sind Jahrgang 1985 und jünger. Die Zukunft des Nationalteams kommt also aus Berlin, auch wenn es manchen Protagonisten erstaunt. Etwa Alexander Weiß, vergangene Saison auch noch in der Oberligamannschaft der Eisbären Juniors aktiv. Der 20 Jahre alte Stürmer sagt: „Das mit der Nationalmannschaft ging alles sehr schnell. Es kann sein, dass es sogar noch zu früh für mich kommt.“

Die Vormachtstellung der Berliner im Nationalteam ist keineswegs überraschend. Lee sagt: „Wir haben jahrelang mit unserem Nachwuchskonzept darauf hingearbeitet, dass junge deutsche Spieler nachkommen.“ Die Eisbären sind eine Ausnahme in der Liga, andernorts wurde die Nachwuchsarbeit bislang nicht mal als lästiges Übel angesehen. „Wir brauchen dringend mehr Standorte wie in Berlin, um mit einer breiten Basis an guten Spielern mit den großen Eishockey-Nationen mithalten zu können“, sagt Bundestrainer Krupp. Lee glaubt allerdings, dass das Beispiel Berlin so langsam Schule macht. In Köln und Mannheim sind Nachwuchsspieler schon lange in Sportinternaten untergebracht, „in Düsseldorf und in Ingolstadt ist ähnliches angedacht“, sagt der Berliner Manager. Zudem unterstützt die DEL die Entwicklung deutscher Spieler: Kommende Saison darf jedes Team nur noch zehn statt elf Ausländer einsetzen. Auch muss jeder Klub einen Kooperationsvertrag mit einem Stammverein haben, der mindestens fünf Nachwuchsteams hat.

In den kommenden Jahren dürften die Eisbären ihre Vorreiterrolle bei der Nachwuchsförderung allerdings kaum verlieren. Dass die Berliner nicht immer zum eigenen Nutzen ausbilden, mussten sie bereits erfahren. Angesichts guter Offerten zog es einige junge Spieler zur Konkurrenz: Marcel Müller ist in dieser Saison einer der auffälligsten Stürmer bei den Kölner Haien, Alexander Barta ist inzwischen Kapitän in Hamburg. Barta spielt auch für das Nationalteam – genau gezählt waren beim Deutschland-Cup somit sogar acht Eisbären auf dem Eis.

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