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Sport: Ein wenig Glanz im Dunkel

Hertha: Cicero und Woronin überzeugen

Berlin - Es war kein Abend zum Schwärmen. Erst recht nicht für Marko Pantelic, der sich glücklos über den Rasen ackerte und dessen misslungene Aktionen auch mal von leisen Pfiffen begleitet wurden. Das Berliner Olympiastadion bot am Dienstagabend mit 13 000 Zuschauern eine triste Kulisse für Herthas Uefa-Cup-Spiel gegen den irischen Erstligisten St. Patrick’s Athletic, und die Beteiligung von Pantelic am glanzlosen 2:0-Erfolg des Berliner Bundesligisten gegen ein biederes Team aus der Fußballprovinz Dublin fiel gering aus. Mit dem Elfmeterklau vom Sonnabend, als Pantelic Mitspieler Cicero den Ball wegschnappte und ihn dann neben das Wolfsburger Tor drosch, hat sich Pantelic nicht beliebter gemacht. Dafür steigen andere in der Gunst des Publikums und der von Trainer Lucien Favre: Cicero, der am Mittwoch schon wieder ein Tor schoss, und Andrej Woronin, der eifrig durch das Mittelfeld wirbelte.

Der Brasilianer Cicero und der Ukrainer Woronin sind zwei neue Spieler bei Hertha, die mitreißen und Verantwortung übernehmen können – und das offensichtlich ohne Allüren. Bislang war Pantelic Herthas einziger Spieler, wenn es um Glanz ging, inklusive eines ausgeprägten Hangs zur Theatralik, wenn mal etwas nicht gelingt. Cicero und Woronin halten sich nicht mit Sperenzchen auf. Trainer Favre ist jedenfalls besonders vom Brasilianer beeindruckt: „Cicero geht viel in die Tiefe, läuft immer richtig in den Strafraum.“ Bereits gegen Wolfsburg traf er, und Elfmeter sollte er auch bald schießen dürfen für Hertha. Denn Cicero ist Experte in Sachen Strafstoß: Als sein Klub Fluminense in diesem Jahr im Finale der Copa Libertadores, der südamerikanischen Champions League, nach Elfmeterschießen unterlag, war er der einzige Spieler seiner Mannschaft, der einen Elfmeter verwandelte.

Andrej Woronin konnte bei Hertha bislang zwar in zwei Einsätzen noch nicht treffen, aber bescheiden überzeugen als Antreiber und Vorlagengeber im Zentrum. „Dort fühlt er sich wohl“, sagte Favre. Das sehe man. Der Ukrainer sagte sogar: „Wenn wir am Samstag in Mönchengladbach gewinnen, und ich wieder kein Tor schieße, bin ich auch zufrieden.“ Humor brachte Woronin nach einem humorfreien Spiel gegen St. Patrick’s übrigens auch mit. Angesprochen darauf, wie lange er denn brauche, um die Laufwege der Mitspieler kennenzulernen, sagte er lachend: „Ein, zwei Jahre.“ Woronin scheint seiner Hertha auf jeden Fall gut zu Gesicht zu stehen. Michael Preetz, Leiter der Lizenzspielerabteilung, glaubt denn auch, „dass Woronin uns etwas Glamour bringen kann“.

Ein wenig mehr Glanz im Olympistadion ist auch vonnöten. Die schwache Kulisse vom Dienstag ist Beleg dafür. Die Worte von John McDonnell, Trainer der Iren, dass seine Spieler gegen „eine großartige Mannschaft“ gespielt hätten, müssen Lucie Favre eher peinlich berührt haben. Herthas Trainer gab geschickter Weise artig ein paar Komplimente zurück. Von wegen der Gegner sei schwer zu spielen. Und natürlich: „Es wird nicht einfach für uns im Rückspiel.“ Natürlich sollte es nicht schwer werden für Hertha im Rückspiel bei diesem Gegner in zwei Wochen. Das Erreichen der Gruppenphase wäre ein erster Saisonerfolg für die Berliner – was können sie schon dafür, dass in Uefa-Cup-Qualifikation und erster Runde die dritte Etage des europäischen Fußballs mitspielen darf.

Immerhin kennt Andrej Woronin die besseren Etagen im europäischen Fußball, er hat vergangene Saison sogar mit dem FC Liverpool in der Champions League gespielt. Und vielleicht kann der Ukrainer gemeinsam mit dem Brasilianer Cicero die Mitspieler auch motivieren. Abseits den Fußballplatzes versucht er es jedenfalls auch. „Mit dem Marko Pantelic spiele ich schon viel mehr zusammen“, sagte Andrej Woronin am Dienstag.

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